Vertreter beklagen Kundenklau

Versicherungskaufleute werfen Banken vor, Kunden zum Wechsel des Anbieters zudrängen

Von Herbert Fromme, Freiburg

Die größte Organisation von Versicherungsvertretern und Maklern in Deutschland legt sich mit den Banken an. Der Bundesverband der Deutschen Versicherungskaufleute (BVK) mit rund 40 000 Mitgliedern wirft den Instituten vor, gezielt Kunden zur Kündigung bestehender Versicherungspolicen zu animieren – und zum Neuabschluss beim eigenen Kooperationspartner zu bewegen. „Dafür nutzen sie auch Informationen, die sie aus den Kontoauszügen der Kunden gewinnen“, sagte BVK-Präsident Michael Heinz der FTD.

„Die Banken missbrauchen ihre Monopolstellung gegenüber dem Kunden“, beklagt Heinz. „Die Bank sagt dem Kunden mit einem Kreditwunsch, es sei günstig für die Entscheidung, wenn er die bei der XYZ-Versicherung abgeschlossene Riester-Rente zu einem banknahen Versicherer umdecken würde.“

Die Finanzbranche hat mit heftigen Absatzrückgängen bei Neuverträgen zu kämpfen. Gerade das Geschäft mit Lebensversicherungen, zu denen auch Riester-Verträge gehören, bricht ein. Da ist das Abwerben von Kunden anderer Anbieter eine Alternative – nicht nur für Banken, auch für viele Vertreter und Vertriebsorganisationen. Für die Versicherten ist das allerdings oft ungünstig, weil erneut eine Abschlussprovision fällig wird. „Darauf werden die Kunden von den Banken aber nicht hingewiesen“, monierte Heinz. „Wir nennen das Zwangsabstimmung mit dem Kontoauszug.“ Der BVK werde gegen „wettbewerbswidrige Koppelgeschäfte“ vorgehen.

Besonders die Sparkassen, die mit den öffentlichen Versicherern zusammenarbeiten, und die Raiffeisen- und Volksbanken mit ihrer R+V-Gruppe machen den Vertretern Sorgen. „Wir sehen das Phänomen aber auch bei den Privatbanken.“ Versuche der Umdeckung habe es schon länger gegeben. „Neu ist jetzt, dass die Banken nicht mehr nur den Einzelabschluss suchen, sondern komplett in Kundenbeziehungen eindringen und dem Vertreter den Kunden vollständig abnehmen wollen“, so Heinz.

Bankensprecher wiesen die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sagte, es gebe keine systematische Ansprache von Kunden mit dem Ziel, Verträge umzudecken. Beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken hieß es, man suche langfristige Geschäftsbeziehungen, die auf „Vertrauen, Respekt und Fairness“ beruhten. Zusammen mit dem Kunden werde analysiert, ob Defizite in der Finanzplanung bestünden. „Zur ganzheitlichen Beratung gehört auch die Prüfung, ob unter den von den Kunden aufgezeigten Verträgen solche vorhanden sind, die nicht zur Erreichung der definierten Ziele und Wünsche beitragen“, sagte der Sprecher. Der Kunde entscheide letztendlich selbst.

Nach Angaben des BVK betrifft der Verkaufsdruck bei den Banken nicht nur Privatkunden, sondern auch Unternehmen. „Ich habe mehrfach selbst erlebt, dass kleine und mittlere Firmen auf Druck von Sparkassen und Volksbanken ihre Versicherung zur Provinzial oder der R+V gegeben haben“, sagte Heinz. Dies sei im Zusammenhang mit Kreditentscheidungen oder Überziehungslinien geschehen.

ftd.de/versicherungen

Assekuranz kontra Banken

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit