Vorstandschef Henri de Castries will Verluste bei Aktieninvestments glätten
Von Herbert Fromme, Suduiraut
Axa-Chef Henri de Castries hat eine weitreichende Änderung der internationalen Bilanzierungsregeln gefordert. Wenn ein Lebensversicherer ein Portefeuille von Lebensversicherungen mit einer Laufzeit von acht Jahren unter anderem durch Aktien abdeckt, müsse ihm erlaubt sein, Wertverluste bei solchen Aktien über diesen Zeitraum zu glätten, forderte de Castries.
Die International Financial Reporting Standards (IFRS) sollten geändert werden, um der besonderen Situation der Versicherer Rechnung zu tragen, sagte er vor Journalisten in Suduiraut bei Bordeaux. „Wir haben im Durchschnitt Verpflichtungen gegenüber unseren Lebensversicherungskunden mit einer Laufzeit von acht Jahren und mehr“, sagte de Castries. „Wir müssen aber unsere Wertpapiere, die diese Verpflichtungen bedecken, auf Quartalsbasis bewerten.“
Die Finanzkrise hat dafür gesorgt, dass viele Aktien und andere Papiere drastisch an Wert verloren haben. Die langfristigen Verpflichtungen gegenüber Kunden, die durch diese Papiere abgedeckt werden, bleiben aber meistens unverändert. Deshalb müssen Lebensversicherer, wenn sie nach IFRS bilanzieren, kurzfristig Geld nachschießen.
Axa verdiente 2008 vor allem aus diesem Grund nur noch 923 Mio. Euro nach Steuern, verglichen mit 5,7 Mrd. Euro im Vorjahr. Mit einer Glättungsmöglichkeit wäre das Axa-Jahresergebnis im vergangenen Jahr um rund 3 Mrd. Euro besser ausgefallen, sagte er.
„Unter den Regeln werden wir kaum noch in Aktien gehen können. Das wirkt sich äußerst negativ auf Europas Wirtschaft aus, weil nicht genügend Eigenkapital zur Verfügung gestellt werden kann“, sagte de Castries. „Wir können mit jeder Regelung leben, auch der jetzigen, aber sie schadet unseren Kunden und den Aktienmärkten.“
Die großen Versicherer in Europa seien sich in der Sache weitgehend einig. Der internationale Ausschuss für Bilanzierungsregeln in London, das International Accounting Standards Board, sei von den Finanzministern der EU auf seiner jüngsten Sitzung aufgefordert worden, bis Dezember Vorschläge zu Änderungen an den IFRS-Regeln vorzulegen. „Wenn da nichts kommt, müssen wir handeln“, sagte er.
De Castries verlangte außerdem ein Verbot von Zukäufen für alle Finanzunternehmen, die Staatshilfe erhalten haben. Es bestehe die Gefahr, dass diese Unternehmen das Geld nutzten, um ihre alten, schlechten Angewohnheiten fortzusetzen, fürchtet de Castries.
„Wir wollen, dass sie zur Restrukturierung gezwungen werden und dass ihnen verboten wird, andere Unternehmen zu kaufen“, betonte der Axa-Chef. Dieses Zukaufsverbot müsse so lange gelten, bis die Firmen die Anteile von der Regierung selbst zurückgekauft hätten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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