Beratungshaus Advisen erwartet allein für die US-Assekuranz 6 Mrd. DollarKosten
Von Saskia Scholtes, New York,
und Herbert Fromme, Köln
Die Finanzkrise kann Versicherer allein in den USA nach einer Schätzung des US-Beratungsunternehmens Advisen rund 6 Mrd. $ an Schäden aus Managerhaftpflichtversicherungen kosten. „Ich rechne mit Ansprüchen in Milliardenhöhe“, sagte auch der Düsseldorfer Spezialmakler Michael Hendricks mit Blick auf Deutschland.
Mit der Managerhaftpflicht – nach dem US-Vorbild Directors‘ and Officers‘ Liability (D&O) genannt – decken Unternehmen ihr Führungspersonal gegen Ansprüche nach Fehlern im Rahmen der Berufsausübung ab. Verärgerte Investoren, Firmeneigner und Insolvenzverwalter sind nun auf der Suche nach Schadensersatz für Verluste durch die Krise.
Berater Advisen erwartet, dass drei Viertel aller börsennotierten US-Unternehmen mit einer Bilanzsumme von jeweils mehr als 250 Mio. $ Ansprüche von Aktionären befürchten müssen. Die Beratungs- und Analysefirmen Towers Perrin und Cornerstone Research dokumentieren Sammelklagen in den USA. Sie haben schon im vergangenen Jahr 210 Sammelklagen wegen Verlusten aus Wertpapieranlagen gezählt, 19 Prozent mehr als 2007. Die Zahl dürfte 2009 weiter ansteigen. Fast die Hälfte der 2008 angestrengten Verfahren richtet sich gegen die Finanzbranche.
Zusammen mit steigenden Summen für Vergleiche bei Sammelklagen und wegen der hohen Verbreitung von D&O-Policen bei amerikanischen Finanzkonzernen könnte dies zu Schäden von 6 Mrd. $ führen, erwartet Advisen.
Der deutsche Experte Hendricks sieht die Schadenswelle nicht nur im Finanzsektor. „Große D&O-Anbieter wie AIG in Frankfurt erhalten mehr als 50 Schadensmeldungen monatlich“, sagte er. Insolvenzverwalter versuchten, Ansprüche wegen angeblicher Managementfehler durchzusetzen. „Außerdem wird jedes schlechte Geschäft in Zusammenhang mit der Krise gestellt“, sagte Hendricks. „Wenn eine Firma vor einem Jahr eine millionenteure Maschine gekauft hat, wird den Verantwortlichen 2009 vorgeworfen, die Krise nicht berücksichtigt zu haben.“
Rechtsberatungskosten dürften die Rechnung noch anschwellen lassen, denn die komplexe Struktur vieler D&O-Verträge führt oft zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Dazu kommt der Streit über die Verteilung von Geldern. „Häufig gibt es Streit darum, wie die begrenzte Entschädigungssumme zwischen den Betroffenen aufgeteilt wird“, sagte Advisen-Chef David Bradford. In den USA streitet sich der Versicherer AIG, der selbst zu den größten Anbietern zählt, mit einer Gruppe früherer Manager unter Führung des Ex-Chefs Maurice Greenberg um Auszahlungen aus einer D&O-Police.
Great American Insurance in Cincinnati führt die D&O-Deckung für AIG. Das Unternehmen suchte im Mai eine Entscheidung eines New Yorker Gerichts über 15 Mio. $ aus einer Police. Greenberg und andere Ex-Manager drängten Great American, die 15 Mio. $ auszuzahlen, AIG ist dagegen. Andere Versicherer beobachten den Fall mit Interesse. AIG habe weitere 100 Mio. $ Deckungen über die 15 Mio. $ hinaus, die Great American betreffen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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