Die Erderwärmung, die Zunahme von Dürren, Stürmen und Überschwemmungen könnendas Geschäftsmodell gefährden
Die EDV-Anlagen sind gegen Überschwemmungsschäden versichert, die Front des Bürohauses ist sturmsicher konstruiert – auch wer sein Unternehmen gegen wachsende Schäden durch Naturkatastrophen gewappnet glaubt, sollte sich mit möglichen wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels beschäftigen. „Wir können nur dazu raten, sich mit den Anforderungen einer veränderten Gefahrenlage auseinanderzusetzen“, sagt Ernst Rauch, Leiter des Corporate Climate Centers der Münchener Rück. Unternehmen sollten darauf vorbereitet sein, wenn der Klimawandel ihr Geschäftsmodell unterspült, betont er.
Rauch und andere Vertreter der Assekuranz denken von Hause aus langfristig. Keine andere Branche ist so sensibel, was die Veränderung des Wetters angeht. Die Zunahme von Dürren, Stürmen und Überschwemmungen kostet die Versicherer heute schon viel Geld, und in Zukunft wird es noch deutlich teurer. Für klimaschonendes Konsumieren und Produzieren zu werben, gehört zu ihrem Risikomanagement. „Bis vor zwei Jahren war die Problematik bei den Firmen praktisch nicht auf der Agenda“, sagt Rauch. Dann kam die Veröffentlichung des Stern-Reports, in dem der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern die Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Wirtschaft aufzeigte. „Das hat das Thema von einer ökologischen auf eine ökonomische Ebene gehoben“, sagt Rauch.
Doch das ist offenbar Wunschdenken, wie eine aktuelle Umfrage des IT-Dienstleisters BT Global Services zeigt. Danach geht die Mehrheit der weltweit 600 befragten Führungskräfte nicht davon aus, dass der Klimawandel ihr Geschäft in den kommenden zehn Jahren ernsthaft bedroht. In Europa zeigten sogar 58 Prozent der Teilnehmer nur eine geringe Bereitschaft, sich überhaupt mit dem Problem zu beschäftigen. „Vieles steht noch am Anfang“, sagt Sebastian Brandis von BT Deutschland. Er ist aber überzeugt davon, dass künftig immer mehr Manager das Thema ernst nehmen werden.
Unternehmen sollten die möglichen Konsequenzen des Klimawandels tatsächlich nicht unterschätzen. Energieversorger müssen sich darauf vorbereiten, dass in heißen Sommern nur begrenzt Kühlwasser für ihre Kraftwerke zur Verfügung steht. Gebäude müssen in vielen Regionen künftig ganz andere Naturgewalten aushalten – darauf sollten sich Bau- und Immobilienunternehmen rechtzeitig einstellen. Hotelbetreiber müssen früh genug umsteuern, wenn es in heutigen Schneegebieten wärmer wird. Und selbst wenn sich Firmen von Wetterveränderungen gänzlich unberührt wähnen – es kann sie auch auf Umwegen erwischen. So müssen Reeder ihren Kunden vorrechnen, wie viel Emissionen ihre Schiffe ausstoßen. Denn deren Abnehmer, die Endverbraucher, wollen wissen, wie CO2-belastet die mit Materialien aus allen Himmelsrichtungen produzierten Waren sind.
Leiden Firmen bereits selbst unter zunehmendem Hagel oder mehr Überschwemmungen, sind sie aufgeschlossener, sagt Heinz Lehnen vom Versicherungsmakler BDJ. „Wenn das Risikomanagement in diesem Bereich zu kurz kommt, rächt sich das finanziell“, sagt er. Zwar sind Wetterschäden meistens versichert. Aber der personelle Aufwand, sie zu beseitigen, ist oft teurer als Vorbeugung – von der Eigenbeteiligung ganz zu schweigen.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo