Versicherer Generali fordert Einflussnahme Steinbrücks
Von Herbert Fromme, Köln
Die Bundesregierung wird erstmals als Commerzbank-Aktionär in die Pflicht genommen. Nach FTD-Informationen hat der Versicherer Generali Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) in einem Brief gebeten, sich in die Geschäftspolitik der Bank einzumischen. Berlin soll dafür sorgen, dass die Bank weiterhin auch Generali-Produkte vertreibt. Ein Sprecher des Versicherers lehnte einen Kommentar ab.
Die Commerzbank will ab Oktober 2010 exklusiv mit der Allianz kooperieren, deren Tochter Dresdner sie gerade übernommen hat. Im Mai hatte sie deshalb eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit Generali gekündigt. Der Bund hält wegen diverser Rettungsaktionen 25 Prozent plus eine Aktie an der Commerzbank, hatte jedoch stets betont, sich aus dem operativen Geschäft heraushalten zu wollen.
Brief an den Finanzminister In dem Schreiben fordert Generali-Manager Jörn Stapelfeld den Finanzminister auf, seinen Einfluss geltend zu machen, damit die Commerzbank Policen beider Versicherer – Allianz und Generali – vertreibt. Stapelfeld ist Vorstandschef der Generali Versicherungen in München und Hamburg, die zur Generali Deutschland und damit zum gleichnamigen Konzern in Triest gehören.
Die Commerzbank ist ein wichtiger Vertriebsweg für Generali. Der Hauptgrund für Stapelfelds Intervention ist jedoch der enorme Abschreibungsbedarf, den das Ende der Kooperation bringt. Der Konzern hält über seine Tochter Generali Lebensversicherung fünf Prozent an der Commerzbank. Diese Papiere hat das Unternehmen in der Bilanz 2008 mit 14 Euro pro Stück bewertet. Damals betrug der Aktienkurs aber nur 6,64 Euro, gestern wurde das Papier sogar mit 4,52 Euro gehandelt.
Ein so krasser Unterschied zwischen Marktwert und Buchwert bei Aktienanlagen von Versicherern wird von Wirtschaftsprüfern und der Finanzaufsicht BaFin selten geduldet. Sie tolerieren höchstens eine Differenz von 20 Prozent – es sei denn, es liegen wie im Fall des Kooperationsvertrags Anhaltspunkte für ein strategisches Investment vor.
Riesiger Abschreibungsbedarf Generali hält rund 56 Millionen Commerzbank-Aktien. Der Unterschied zwischen dem Ende 2008 bilanzierten Wert und dem Börsenwert des Pakets lag gestern bei 520 Mio. Euro. „Wenn der Kooperationsvertrag nicht in irgendeiner Form bestehen bleibt, muss die Generali in zwei Schüben jeweils rund 200 Mio. Euro abschreiben“, sagte ein Insider.
Seitens Generali hieß es, man habe bereits im laufenden Jahr erhebliche Wertberichtigungen vorgenommen. Die Papiere stünden jetzt mit rund 10 Euro in den Büchern. Das Grundproblem des weiteren hohen Abschreibungsbedarfs bleibt allerdings. Generali könnte durch Reserven, die seinen Lebensversicherungskunden zustehen, den Effekt auf das Ergebnis abfedern. Die von der Konzernzentrale gesetzten ehrgeizigen Renditeziele gerieten trotzdem unter Druck.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo