Jörn Stapelfeld soll einseitig die Interessen der Volksfürsorge beimZusammenschluss mit Münchener Generali-Tochter vertreten haben
Von Herbert Fromme, Köln
Jörn Stapelfeld, Vorstandschef der Generali Lebensversicherung in München, muss nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen das Unternehmen verlassen. Generali-Deutschlandchef Dietmar Meister hat sich von dem 47-Jährigen getrennt und Winfried Spies, 55, zum Nachfolger gemacht. Spies bleibt vorläufig auch Vorstand der in Köln sitzenden Holding.
Die Konzernführung wirft Stapelfeld offenbar vor, bei dem von ihm geleiteten Zusammenschluss von Volksfürsorge Hamburg und Generali München zu einseitig die Interessen der Volksfürsorge vertreten zu haben. Meister habe die Entscheidung mit Zustimmung der italienischen Zentrale getroffen. Der Mutterkonzern habe aber keinen Druck auf ihn ausgeübt, hieß es in Konzernkreisen. Konkreter Auslöser war offenbar der mit Meister nicht abgestimmte Brief Stapelfelds an Finanzminister Peer Steinbrück vom 26. Mai. Darin forderte Stapelfeld Steinbrück auf, bei der Commerzbank zu intervenieren, an der der Bund 25 Prozent hält. Die Bank hat ihr 2010 auslaufendes Kooperationsabkommen mit Generali gekündigt, sie will ab Oktober 2010 nur noch Allianz-Policen verkaufen. Stapelfeld regte in dem Brief an, dass die Commerzbank parallel Generali- und Allianz-Policen anbieten sollte, und begründete das mit Arbeitsplätzen.
Nicht genannt im Brief wurden andere Gründe: Die Generali Lebensversicherung hat Abschreibungsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe, weil die Commerzbank kein strategischer Partner mehr ist. Der Versicherer muss den Anteil von rund fünf Prozent an der Bank jetzt realitätsnäher bewerten. Das wollte Stapelfeld verhindern. In Branchenkreisen hieß es, er habe um einen Termin bei Steinbrück nachgesucht und ihn nicht bekommen. Statt dessen habe man ihm gesagt, er solle sein Anliegen schriftlich formulieren. Das tat Stapelfeld.
Die Aufsichtsräte der Generali Versicherungen tagen heute um 13.30 Uhr in München. Dort könnte es bei Arbeitnehmervertretern Unzufriedenheit wegen der Personalie geben.
Die Generali-Gruppe sieht sich mit 14,2 Mrd. Euro Prämieneinnahmen nach der Allianz als zweitgrößter Versicherer im Endkundengeschäft in Deutschland. Zu der Generali Deutschland Holding gehören auch Aachen-Münchener, Cosmos und Central.
Die operative Tochter Generali Versicherungen war Anfang 2009 aus der Fusion der Hamburger Volksfürsorge mit der alten Generali Versicherung in München entstanden. Stapelfeld, bis dato Volksfürsorge-Chef, wurde Chef der fusionierten Generali Lebensversicherung, der Münchener Wilhelm Kittel Chef der Generali Sachversicherung. Kittel geht Ende Juli in den Ruhestand – seine Verabschiedung ist für morgen geplant. Dann sollte Stapelfeld auch Kittels Posten übernehmen und die gesamte Gruppe in München und Hamburg verantworten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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