Obergesellschaft der Bayerischen Beamtenversicherung stellt Neugeschäft ein ·Eigenständigkeit aber gesichert
Von Herbert Fromme, München
Die angeschlagene Bayerische Beamtenversicherung (BBV) will bis 2010 rund 100 ihrer derzeit 550 Vollzeitstellen abbauen. „Wir müssen die Effizienz deutlich erhöhen und die Kostenstrukturen verbessern“, sagte Vorstandschef Rolf Koch im FTD-Interview. Betriebsbedingte Kündigungen könne er dabei nicht ausschließen. „Wir wollen die Verwaltungskosten von jährlich 60 Mio. Euro um 10 Mio. Euro senken“, sagte er.
Koch bestritt, dass die Gespräche mit möglichen Fusionspartnern in den vergangenen Monaten an Finanzproblemen der BBV-Gruppe gescheitert seien. „Die Geschäftsmodelle haben nicht zusammengepasst.“ Nach FTD-Informationen hat die Gruppe unter anderem mit HUK-Coburg, Signal Iduna und Versicherungskammer Bayern verhandelt und sucht nun nach Unterstützung in der Lebensversicherung bei der Münchener Rück. Die Gespräche seien noch nicht abgeschlossen. „Die Münchener Rück ist unser wichtigster Rückversicherer“, sagte Koch. „Natürlich sprechen wir oft mit der Münchener Rück. Aber es handelt sich dabei nicht um Nothilfe.“
Mit der BBV ist zum ersten Mal ein deutscher Versicherer direkt als Folge der Finanzkrise in Not geraten. Die Branche ist aber entschlossen, Problemfälle intern zu lösen. So will die Assekuranz ihr Image als Hort der Stabilität bewahren – der im Gegensatz zu den Banken keine existenziellen Probleme wegen der Krise hat.
Koch kündigte an, dass die Obergesellschaft der BBV-Gruppe ihr eigenes Neugeschäft größtenteils einstellen wird. Der Versicherungsverein Bayerische Beamten Lebensversicherung hat heute 350 000 Verträge im Bestand.
Künftig soll das gesamte Neugeschäft auf die kleinere Neue Bayerische Beamten Lebensversicherung gehen, eine Aktiengesellschaft. Mit der Einstellung des Neugeschäfts versucht die BBV offenbar, die Obergesellschaft zu sanieren: Sie erhält mit den laufenden Prämienzahlungen von den Kunden weiterhin anteilig Abschlusskosten, die künftig nur noch bei der Tochtergesellschaft anfallen.
Die Gruppe ist durch die Finanzkrise in große Schwierigkeiten geraten. Sie hält 8,94 Prozent an der Hypothekenbank Aareal und hohe Kapitalanlagen in Immobilien mit Abschreibungsbedarf. 2008 erwirtschaftete die Gruppe einen Verlust von 15 Mio. Euro nach 10 Mio. Euro 2007. Die Obergesellschaft verlor 11 Mio. Euro, nach 4 Mio. Euro Gewinn 2007. Das Eigenkapital fiel von 34 Mio. Euro auf 19 Mio. Euro. Koch sagte, die Gespräche mit möglichen Partnern seien beendet. Jetzt stehe fest, dass die BBV-Gesellschaften weiterhin eigenständig im Versicherungsmarkt auftreten werden.
BBV-Vorstandsmitglied Schneidemann sagte, es gebe bei der BBV keine Finanzlücke, von der in Branchenkreisen die Rede ist. „Ich kann dieses Loch bei uns wirklich nicht finden,“ sagte er. Die aufgeschobene Abschreibungen – sogenannte stillen Lasten – betrügen weniger als 1,5 Prozent der Anlagen. „Das Szenario, unter dem wir als BBV allein bleiben, ist wirklich solide“, sagte Koch. Die BBV hatte bereits in der Aktienkrise Probleme, bestätigte er. „Wir haben in der Zwischenzeit nicht die Polster aufgebaut, die andere vielleicht haben, aber wir haben trotzdem eine stabile Situation.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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