Branchenverband erwartet Gewinneinbruch für die Sparte · Kein Ende desPreisverfalls in der Autoversicherung in Sicht
Von Herbert Fromme, Berlin
Die Kreditversicherer befürchten einen heftigen Ergebniseinbruch für das Jahr 2009. Nach vorläufigen Zahlen muss die Branche wegen steigender Insolvenzzahlen mit Belastungen aus Schäden, Verwaltungs- und Vertriebskosten von 121 Prozent der Beitragseinnahmen rechnen. „Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache“, sagte Robert Pohlhausen, Chef der Hannoveraner VGH-Versicherung und Vorsitzender des Hauptausschusses für die Schaden- und Unfallversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Bei 1,4 Mrd. Euro Prämieneinnahmen geben die Versicherer 2009 rund 1,7 Mrd. Euro aus. Im Vorjahr waren es statt 121 Prozent noch 87 Prozent.
„Die Kreditversicherer sind gesund und stabil, sie brauchen keinen Rettungsschirm“, sagte Pohlhausen. Allerdings könnten sie nicht dem durch die Krise rapide gestiegenen Bedarf an Kreditversicherung nachkommen.
In den vergangenen Monaten haben Unternehmen und Politiker die Branche heftig dafür kritisiert, dass sie Deckungen deutlich restriktiver vergibt und oft die versicherten Anteile an den im Risiko stehenden Lieferungen deutlich kürzt. Pohlhausen wies die Kritik zurück. „Ende 2007 hatten die privaten Kreditversicherer rund 38 000 Verträge gezeichnet, aktuell haben sie 40 000 im Bestand.“ Die Deckungssumme betrage wie Ende 2007 rund 268 Mrd. Euro.
Die Bundesregierung plant eine staatliche Hilfslösung: Wenn ein Unternehmen für 30 Prozent oder 40 Prozent einer Lieferung eine Abdeckung von privaten Kreditversicherern erhält, will die Regierung den gleichen Anteil staatlich absichern. Die Branche will dafür Know-how und Infrastruktur zur Verfügung stellen. „Mit Kapital werden wir uns nicht beteiligen“, sagte Pohlhausen.
Die Probleme der Kreditversicherer machen einen großen Brocken beim allgemeinen Rückgang der Gewinne für die Schaden- und Unfallversicherer aus. Pohlhausen sagte, statt 2,5 Mrd. Euro werden sie 2009 nur noch einen technischen Gewinn von 1,7 Mrd. Euro aufweisen. Dazu kommen Kapitalerträge, die aber schwächer sprudeln als 2008.
Die deutschen Versicherer verdienen traditionell das meiste Geld im Kerngeschäft Schaden-Unfall und nicht in der Lebens- und Krankenversicherung. Deshalb schmerzen die Folgen des Konjunktureinbruchs hier am meisten.
Pohlhausen sagte, beim Umsatz werde die Krise 2009 noch nicht so deutlich spürbar, wie man erwarten könnte. Die Gesellschaften rechnen mit einem weiteren Rückgang um 0,2 Prozent auf 54,7 Mrd. Euro.
Der fortdauernde Rückgang der Einnahmen in der Autoversicherung ist aber nicht der Krise geschuldet, sondern dem heftigen Preiskrieg. 2009 gehen die Einnahmen um 1,4 Prozent auf 20,1 Mrd. Euro zurück, im Vorjahr waren es zwei Prozent. „Das heutige Preisniveau liegt ungefähr auf dem von Anfang der 80er-Jahre“, beklagte Pohlhausen. Er sieht für 2009 eine Stabilisierung bei den Preisen – die allerdings von Branchenvertretern seit vier Jahren erfolglos beschworen wird. Im laufenden Jahr erwartet die Branche ein Minus von 500 Mio. Euro in der Autosparte, 2008 waren es 400 Mio. Euro. Allerdings verbuchen die Unternehmen gerade hier hohe Kapitalerträge, die sie für den Markt nicht beziffern wollen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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