Betreiber kleiner Frachter lehnen Auffanggesellschaft ab · Angst vor Preisabsprachen
Von Patrick Hagen, Köln,
und Mark Krümpel, Hamburg
D ie Nutzer kleiner Containerschiffe sind empört über Pläne deutscher Schiffseigner und Banken, eine Auffanggesellschaft für überflüssige Schiffe zu gründen. Sie fürchten unzulässige Preisabsprachen.
Der am Wochenende bekannt gewordene Plan einer Auffanglösung nach Vorbild des Bankensektors („Bad Bank“) für Containerschiffe würde vor allem die sogenannten Feeder-Reedereien treffen. Sie mieten kleine Schiffe von Eignern, um damit auf kurzen Strecken Waren zu transportieren – zum Beispiel zwischen Hamburg und der Ostsee. Wegen des Verfalls der Charterraten sind die Schiffsmieten gering. Andererseits müssen die Feeder-Reedereien deutlich niedrigere Frachtraten hinnehmen. Grund ist der Einbruch des Welthandels. Zudem gibt es Überkapazitäten.
Sollten Schiffseigner nun eine Auffanggesellschaft für Schiffe gründen, die derzeit nicht benötigt werden, fürchten Feeder-Reedereien ein Kartell. „Wir haben doch eine normale Wettbewerbssituation“, sagte der Geschäftsführer einer führenden Feeder-Reederei, der nicht genannt werden wollte. „Es ist nicht so, dass wir einseitig die Preise drücken würden, die gesamte Wertschöpfungskette ist betroffen.“ Die niederländische Reederei Delphis erwägt gar rechtliche Schritte, sollte das Projekt an den Start gehen, so Geschäftsführer Alexander Saverys.
Reeder und Banken planen die Gründung einer sogenannten „Baltic Max Feeder GmbH“. Diese soll den Reedern notleidende Containerschiffe abnehmen. Die Pläne beruhen auf einem Konzept des Steuerberaters Hermann Neemann aus Haren an der Ems, der vor allem für Reeder und Emissionshäuser mit Schiffsfonds arbeitet. Neemann zeigte sich zufrieden mit dem Stand der Gespräche: „Auf einer Skala von eins bis zehn sind wir bei Stufe sieben angelangt.“
Baltic Max soll gegen eine Gebühr Containerschiffe mit einer Kapazität von maximal 1400 Standardcontainern (TEU) anmieten und dafür eine Charterrate zahlen, die mindestens den Betrieb des Schiffes und die Zinszahlung an die Bank für die Schiffshypothek deckt. Zurzeit liegen die im Markt erzielbaren Preise deutlich darunter.
So erhält etwa der Schiffsfonds, dem das Containerschiff „Emilia Schulte“ mit einer Kapazität von 834 TEU gehört, pro Tag eine Charter von 3600 $. Um Betriebskosten sowie Zins und Tilgung zu decken, wären nach Angaben von Lloyd Fonds etwa 7500 $ am Tag erforderlich. In der vergangenen Woche mussten wegen anhaltender Verluste bereits drei Schiffsfonds Insolvenz beantragen.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) begrüßte daher die Baltic-Max-Pläne. „Das wäre ein mögliches Instrument, um mit der Krise umzugehen“, sagte VDR-Hauptgeschäftsführer Hans-Heinrich Nöll der FTD. „Feederschiffe gehören zu einem großen Teil deutschen Reedern.“ Ob das Projekt Erfolg haben könne, werde sich in kürzester Zeit zeigen. „Das System braucht Beitragszahler“, sagte Nöll.
Baltic Max soll sich über Beiträge der beteiligten Reeder und Fonds-Emissionshäuser finanzieren. Sie müssen für jede TEU Kapazität ihrer Schiffe 10 Euro Stammkapital zahlen. Zusätzlich sollen sie eine stille Beteiligung von 75 Cent pro Tag und TEU für das Jahr 2009 leisten.
„Ich weiß nicht, ob eine solche Bad Bank überhaupt kartellrechtlich zulässig ist“, sagte ein Branchenkenner. Es würde sich um ein Kartell für Preisabsprachen handeln. So wie die Linienreeder sich bei Frachtraten nicht absprechen dürfen, dürften Charterreeder über das Modell nicht höhere Charterraten durchsetzen. Neemann bestreitet das. Das Modell solle gerade ein diversifiziertes Angebot von Schiffsanbietern erhalten.
Kopf des Tages 2
Quelle: Financial Times Deutschland
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