Versicherer gibt defizitäre Allianz 24 auf · Hohe Schaden-Kosten-Quote ·Aggressive Anbieter verdienen kaum Geld
VON Herbert Fromme, Köln
Der Allianz-Konzern hat in den vergangenen Jahren nach FTD-Informationen hohe Verluste mit seinem 2005 gegründeten Direktanbieter Allianz 24 eingefahren. Die Fehlbeträge haben die Entscheidung der Unternehmensleitung beschleunigt, das Onlinegeschäftsmodell im September aufzugeben.
Die Allianz hatte versucht, mit derselben Marke im hochpreisigen Vertretersegment und im Onlinemarkt zu agieren. Künftig wird sie mit einer Billigmarke ohne den Konzernnamen antreten. Zudem können Kunden online auch eine Allianz-Police abschließen, die teurer ist als bisher die der Allianz 24.
Mit den Verlusten steht der Münchner Konzern allerdings mitnichten allein da: Fast alle Onlineversicherer schreiben rote Zahlen. Der heftige Konkurrenzkampf ist der Hauptgrund dafür, dass sich die Preise im Autoversicherungsmarkt insgesamt nicht erholen.
Versicherungsträger für die Risiken, die der Konzern im Internet unter dem Namen Allianz 24 zeichnet, ist die Vereinte Spezial, eine 100-prozentige Tochter der Allianz Versicherung. 2008 musste die Vereinte Spezial bei 108 Mio. Euro Prämieneinnahmen insgesamt 143 Mio. Euro für Schäden, Verwaltungs- und Vertriebskosten ausgeben. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote lag damit 2008 bei 132 Prozent der Beitragseinnahmen – ein negativer Spitzenwert im Allianz-Konzern und einer der schlechtesten in der Branche.
Schon 2007 hatte die Vereinte Spezial eine ebenfalls deutlich negative Schaden-Kosten-Quote von 115 Prozent verbucht. Die Verluste übernahm in beiden Fällen die Allianz Versicherung.
Das Defizit ist fast ausschließlich der Autoversicherung und damit vor allem Allianz 24 geschuldet. Denn aus der Kfz-Versicherung stammten 97 Prozent des Umsatzes der Vereinten Spezial. Die Allianz 24 kommt auf 300 000 Fahrzeuge. Sie ist damit in Reichweite des britischen Spezialanbieters Admiral, der von der Münchener Rück unterstützt wird. Admiral hatte für das vergangene Jahr für den deutschen Markt eine Schaden-Kosten-Quote von 142 Prozent der Beitragseinnahmen gemeldet.
Zum Vergleich: Die bereits im Jahr 2000 gegründete HUK 24 stand 2008 nach eigenen Angaben mit 103 Prozent deutlich besser da. Bei einem derart geringen technischen Defizit erlauben die Erträge aus Kapitalanlagen sogar noch einen betriebswirtschaftlichen Gewinn.
Hinzu kommt: Die HUK 24 hat mit mehr als einer Million versicherten Fahrzeugen genügend Masse für eine effiziente elektronische Verarbeitung und keine Probleme mit einem rebellischen Außendienst wie der Allianz-Konzern – ihre Mutter HUK-Coburg arbeitet ausschließlich mit Geschäftsstellen und Vertrauensleuten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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