Rückversicherer trifft erstmals Gewinnvorhersage für 2009 · „Rückkehr zurNormalität“· Aktienquote nur bei zwei Prozent
Von Herbert Fromme, München
Die Münchener Rück rechnet für das Jahr 2009 mit einem Gewinn von 2,5 Mrd. Euro. Konzernchef Nikolaus von Bomhard sagte vor Journalisten, der Konzern ziele auf einen durchschnittlichen Ertrag von 15 Prozent des eingesetzten Risikokapitals. „Das Ziel ist für 2009 nicht unerreichbar.“ Finanzchef Jörg Schneider ergänzte, die 15 Prozent entsprächen rund 2,5 Mrd. Euro. Im Jahr 2008 hatte der weltgrößte Rückversicherer 1,53 Mrd. Euro verdient.
Als Gewinnprognose wollte Schneider die Zahl aber ausdrücklich nicht verstanden wissen. Er hat in der Krise mit solchen Prognosen schlechte Erfahrungen gemacht. „Wir mussten 2008 zwei Gewinnwarnungen aussprechen.“ Das habe geschadet. Die Aktie verlor trotz der optimistischen Ansage in einem behaupteten Gesamtmarkt gestern 2,3 Prozent auf 102,40 Euro.
Die Münchener Rück verarbeitet die Finanzkrise nach eigenem Bekunden besser als manche ihrer Kunden. Das sind Erstversicherer, die ihrerseits Endkunden versichern. Sie holen sich bei Rückversicherern Schutzdeckungen gegen Katastrophen und geben einen Teil ihrer Risiken weiter, wenn ihr Kapital zur Bedeckung des Geschäfts nicht ausreicht.
Die Krise treffe Erstversicherer anders als Rückversicherer, sagte von Bomhard. Erstversicherer reagierten auf die Krise mit „intensivem Wettbewerb um Bestandskunden“. Für die Rückversicherer gebe es neben Risiken auch erhebliche Chancen. Dazu zählten etwa neue Großverträge in der Lebens- und Krankenrückversicherung, die sich auf 2 Mrd. Euro Prämie belaufen.
Die Halbjahreszahlen waren ermutigend für das Unternehmen. Getrieben von einem starken zweiten Quartal mit einem Gewinn von 703 Mio. Euro erzielte der Konzern in den ersten sechs Monaten 1,12 Mrd. Euro. Das ist zwar weniger als der Vorjahreswert von 1,41 Mrd. Euro. Doch wies Schneider vor allem auf den positiven Trend zwischen April und Juni gegenüber den Vorjahresmonaten hin. „Das Quartal ist der Schritt zurück zur Normalität“, sagte er.
Das Unternehmen habe in der Krise alle Belastungen sofort verarbeitet. Deshalb könne es unbelastet in die Zukunft schauen, so Schneider. Bei den Kapitalanlagen will er konservativ bleiben. „Mit der kräftigen Aktienrally haben wir nicht gerechnet und waren auch nicht dabei.“ Heute hält das Unternehmen nur zwei Prozent seiner Kapitalanlagen von insgesamt 177 Mrd. Euro in Aktien. „Hätten wir das gewusst, wäre es vielleicht etwas mehr gewesen“, sagte von Bomhard. Mehr als fünf Prozent werde die Münchener Rück aber kaum in Aktien halten, fügte Schneider hinzu. Der Konzern investiert vor allem in Anleihen.
Von Bomhard kündigte an, dass der Konzern am Jahresende die Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms prüfen werde, das 2008 ausgesetzt worden war. Die Münchener Rück habe mehr Kapital, als für das Geschäft benötigt werde. Dabei ginge es um 1 Mrd. Euro, die der Konzern seinen Anlegern zurückgeben könnte. „Sollte der Markt uns enttäuschen, sodass wir sagen, es lohnt sich nicht, mit viel mehr Risikokapital in den Markt zu gehen, würden wir das tun“, sagte er.
Auch Zukäufe schloss von Bomhard nicht aus. Gesellschaften und Portfolios seien auf dem Markt, aber noch seien die Preise der Akquisitionsobjekte zu hoch. Die Münchener Rück hatte in jüngster Zeit den US-Industrieversicherer Hartford Steam Boiler und den Spezialversicherer The Midland gekauft. Über die Größe einer möglichen Kriegskasse für Übernahmen wollte von Bomhard sich nicht äußern. „Wir könnten auch den Kapitalmarkt nutzen oder durch Asset-Tausch Dinge finanzieren.“
Als einziger leicht dunkler Fleck auf der weißen Münchener-Rück-Weste blieb die Erstversicherungstochter Ergo. Sie meldete einen Verlust von 9 Mio. Euro im ersten Halbjahr, verglichen mit 330 Mio. Euro Gewinn in der gleichen Periode 2008. Ergo-Chef Torsten Oletzky nannte die Auswirkungen der Krise sowie die Absicherung gegen Niedrigzinsszenarien als Ursachen. Der Trend sei aber positiv, im zweiten Quartal war die Gruppe mit 63 Mio.Euro Gewinn schon wieder positiv. Das reichte aber nicht aus, um den Verlust von 72 Mio. Euro aus dem ersten Quartal auszugleichen.
Rückversicherungschef Torsten Jeworrek sagte, in den Vertragsverhandlungen zum 1. Juli habe es durchschnittliche Preiserhöhungen von 4,4 Prozent gegeben. In den USA gingen die Preise sogar um 10 bis 15 Prozent nach oben. „Damit sind wir nur bedingt zufrieden“, sagte Jeworrek. Die zugrunde liegenden Erstversicherungsmärkte bewegten sich sehr uneinheitlich. Während in der britischen Kfz-Versicherung und in Australien die Preise endlich nach oben gingen, hätten andere Volumenmärkte Nachholbedarf, sagte er auch mit Blick auf Deutschland.
Quelle: Financial Times Deutschland
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