Erholung am Finanzmarkt nutzt Rückversicherer der Talanx-Gruppe
Von Herbert Fromme, Köln
Die Entspannung auf den Finanzmärkten sorgte beim Rückversicherer Hannover Rück für einen kräftigen Gewinnsprung. Im zweiten Quartal wirkte sich die Beruhigung an den Anleihemärkten äußerst positiv aus. „Allerdings kann man nicht ausschließen, dass eine Verschlechterung der Märkte wieder eine Belastung bringen würde“, sagte ein Sprecher. Der viertgrößte Rückversicherer der Welt gehört zu knapp über 50 Prozent der Talanx.
Beim Rivalen Swiss Re hatte die Wunderwelt der modernen Versicherungsbilanzierung zum deutlichen Halbjahresverlust beigetragen – in Hannover sorgte sie für Jubel. Denn das Kapitalanlageergebnis stieg im ersten Halbjahr um satte 28 Prozent auf 569 Mio. Euro. Das Konzernergebnis wurde dadurch um 66 Prozent auf 419 Mio. Euro nach oben gedrückt.
Der Hintergrund: Das Ausfallrisiko für Anleihen ist für die meisten Papiere im zweiten Quartal stark gesunken. Deshalb sind die Papiere wieder mehr wert, die Zuschreibungen auf ihren Wert machen den Großteil des Gewinnplus aus.
Allerdings wird der positive Effekt nur deshalb im Ergebnis sichtbar, weil diese Papiere bei Kunden der Hannover Rück als Sicherheiten liegen, die sogenannten Rückversicherungsdepots. Für Anleihen, die das Unternehmen selbst als Kapitalanlage hält, wirkt sich der Rückgang des Ausfallrisikos gemessen an den Credit Default Swap Spreads nicht im Ergebnis aus, sondern nur in der Eigenkapitalrechnung.
Die Gewinnverbesserung im ersten Halbjahr taugt deshalb nur bedingt zur Beurteilung, ob das Unternehmen die Probleme des Jahres 2008 nun vollständig überwunden hat. Vergangenes Jahr musste die Gesellschaft wegen hoher Abschreibungen auf Aktien einen Gewinnrückgang um 938 Mio. Euro auf minus 135 Mio. Euro hinnehmen.
Konzernchef Ulrich Wallin, der am 1. Juli das Ruder von dem in den Ruhestand gegangenen Wilhelm Zeller übernommen hat, zeigte sich aber auch mit dem eigentlichen Versicherungsgeschäft zufrieden. Die Bruttoprämien stiegen um 26,7 Prozent auf 5,3 Mio. Euro. Dazu trug die Übernahme eines Lebensversicherungsbestands in den USA bei, den der Rückversicherer Scottish Re an die Hannoveraner verkauft hatte.
„Wir stellen eine erhöhte Nachfrage nach Rückversicherung fest“, sagte Wallin. Erstversicherer fragten wegen der Auswirkungen der Finanzkrise nach mehr Rückdeckungen. „Mit der Preisentwicklung waren wir nicht in allen Segmenten zufrieden“, sagte er, aber die Vertragserneuerungen zum 1. Juni und 1. Juli seien gut verlaufen.
Die Großschadenbelastung blieb mäßig, der größte Einzelschaden war der Absturz der Air-France-Maschine über dem Atlantik, der die Hannover Rück 30 Mio. Euro kostete.
Quelle: Financial Times Deutschland
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