Anbieter bestücken fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungspolicenimmer öfter mit Kapitalgarantien. Die Kosten dafür durchschauen nicht einmalProfis
Immer mehr Anleger setzen beim Abschluss von fondsgebundenen Renten- oder Lebensversicherungen auf Garantien, um ihre Kapitalanlage zu sichern. Was ihnen zu denken geben sollte: Nur 52 Prozent der Versicherungsmakler sind davon überzeugt, dass Garantien im Rahmen fondsgebundener Produkte sinnvoll sind. Das zeigt eine Studie des Unternehmensberaters Towers Perrin im Auftrag der Maklermanagement AG, einer Tochter des Versicherers Deutscher Ring. Der Grund der Skepsis: Garantien haben einen hohen Preis – den aber niemand genau kennt.
In Deutschland gibt es seit den 90er-Jahren fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen. Vielen Kunden ist allerdings nicht klar, dass sie sich erheblich von konventionellen Verträgen unterscheiden. Bei einer konventionellen Police gewährt der Anbieter dem Kunden bei Vertragsabschluss den sogenannten Rechnungszins, der zurzeit bei 2,25 Prozent liegt. Diese garantierte Verzinsung erhält der Kunde auf den Sparanteil seiner Prämie, also nach Abzug der Kosten unter anderem für Vermittlung und Verwaltung. Weil der Anbieter diese Verzinsung auf jeden Fall zahlen muss, weiß der Kunde bei der Vertragsunterzeichnung, was er am Ende mindestens bekommt. Hinzu kommen die jährlich neu festgelegten Kapitalerträge. Beides zusammen ergibt die Überschussbeteiligung, die zurzeit im Branchenschnitt bei 4,28 Prozent liegt.
Bei fondsgebundenen Verträgen gab es ursprünglich keine Garantie. Das Anlagerisiko trug der Kunde. Dafür hat er aber auch größere Renditechancen, versprechen die Anbieter. Denn das Kapital fließt nicht wie bei den klassischen Policen vor allem in sichere und renditeschwache Anlagen, sondern stärker in riskantere Produkte wie Aktien.
Mittlerweile haben die Versicherer für diese Verträge neue Konzepte mit Garantiemodellen entwickelt. Sie versprechen den Kunden, dass sie zum Beispiel mindestens das eingezahlte Kapital erhalten. Dafür schichten die Anbieter das Geld je nach Börsenlage in sichere oder chancenreiche Anlagen um oder kaufen die Garantien bei Banken ein.
Die Produkte sind keine Neuentwicklung: Schon 2002, als Reaktion auf das Platzen der New-Economy-Blase, kamen die ersten Garantieprodukte auf den Markt. Doch die Finanzkrise, in deren Folge die Aktienkurse deutlich eingebrochen sind, hat das Sicherheitsbedürfnis der Kunden nochmals gestärkt: 2008 waren rund 27 Prozent der verkauften Lebensversicherungen fondsgebundene Policen. Davon wiederum haben nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft rund zwei Drittel eine Garantie wie etwa eine Kapitalerhaltszusage.
Der Trend hält an: Wer sich 2009 für eine fondsgebundene Police entscheidet, wählt Verträge mit Garantien, sagt ein Sprecher des Branchenprimus Allianz Leben. „Fondsgebundene Lebensversicherungen ohne jegliche Garantien haben in diesem Jahr wohl eher einen schweren Stand.“ Das sehen auch Vermittler so. 85 Prozent der Makler geben in der Towers-Perrin-Studie an, dass derzeit Garantieprodukte stark nachgefragt werden.
Ein Nachteil der Produkte sind die hohen Gebühren: „Bei diesen Verträgen kommen auf die Kunden viele Kosten zu“, sagt Hartmut Goebel, Vorstand von Germanbroker.net, einer Servicegesellschaft mit 180 angeschlossenen Maklerfirmen. Zu den Kosten für die Vermittlung und den Versicherungsmantel kommen die für die Kapitalanlage – und eben die für die Garantien. Was wie teuer ist, durchschauen selbst professionelle Verkäufer nicht. „Für den Makler ist das eine Blackbox“, sagt er. Es sei den Anbietern nicht gelungen, die Auswirkungen der Garantien auf die Ablaufrendite darzustellen. Das erschwere die Kosten-Nutzen-Analyse und den Produktvergleich. „Viele Garantien sind extrem komplex“, sagt Goebel.
Für generell unsinnig hält er die Produkte jedoch nicht. „Für kurzfristige Anleger, die zu einem Stichtag ein bestimmtes Kapital zur Verfügung haben wollen, können diese Verträge eine interessante Option sein“, sagt er. Das kann für Anleger gelten, die in fünf Jahren in den Ruhestand gehen und dann mindestens einen bestimmten Betrag brauchen. „Die Kunden sollten sich aber über die Kosten im Klaren sein“, betont er. Für Verbraucher mit kleinem Budget seien fondsgebundene Garantiepolicen als Alternative zu einem konventionellen Vertrag mit Mindestverzinsung eher nicht geeignet.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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