Klagen gegen Versicherer wegen Madoff-Skandal
Von Sebastian Bräuer, New York,
und Herbert Fromme, Köln
Der frisch ernannte AIG-Chef Robert Benmosche hat überraschend erklärt, der Versicherer werde alle Hilfsgelder der US-Regierung zurückzahlen können. „Wir werden schließlich der Regierung ihr Geld wiedergeben, und wir glauben, dass wir auch für unsere Aktionäre etwas Gutes tun können“, sagte Benmosche in einem Interview.
Die optimistischen Äußerungen stießen in Branchenkreisen auf Verwunderung. „Das dürfte äußerst schwer werden“, sagte Sean Egan, Gründer der Ratingagentur Egan-Jones. AIG werde Probleme haben, zu alter Stärke zurückzukehren, weil die Reputation zu sehr gelitten habe. Auch mit den geplanten Anteilsverkäufen werde Benmosche ähnlich wie sein Vorgänger Edward Liddy Schwierigkeiten haben, prognostizierte Egan.
Washington hat seit September 2008 AIG mit insgesamt 182 Mrd. $ aufgefangen – kein anderer Konzern hat in der Finanzkrise so hohe Regierungshilfen erhalten. Der Börsenwert des einst weltgrößten Versicherers beträgt mit 4,4 Mrd. $ nur einen Bruchteil der Schulden.
Bislang waren die meisten Beobachter davon ausgegangen, dass die Regierung AIG aufspaltet und den gesunden Versicherungsteil an die Börse bringt. Die Holdinggesellschaft einschließlich der toxischen Policen einer Spezialabteilung bliebe dann zur Abwicklung bei der Regierung, so das Szenario.
Frisches Ungemach für den Versicherer kommt von zwei wohlhabenden Amerikanern, die AIG wegen Nichtzahlung aus einer Zusatzdeckung ihrer Gebäudeversicherung verklagen. Diese Zusatzdeckung, von AIG als „Fraud Safeguard“ vermarktet, bietet Kunden den Schutz ihres Vermögens vor Betrug. Die Kläger Robert und Harlene Horowitz verlangen 8,5 Mio. $, um die sie der Betrüger Bernhard Madoff geschädigt hatte, die AIG aber nicht ersetzen will.
Sie haben Klage vor dem Bezirksgericht in Manhattan eingereicht. Die Kläger wollen ihre Aktion als Sammelklage anerkennen lassen. Dann könnten Tausende von Betroffenen sich anschließen. Der Versicherer XL hat aus einer ähnlichen Police 36 Kläger gegen sich.
Quelle: Financial Times Deutschland
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