„Ausreichend Kapazitäten für deutsche Versicherer“ · Vorstand Jeworrek imInterview
Von Herbert Fromme, München
Die Münchener Rück hat beschlossen, trotz einer weltweit angespannten Marktsituation in Deutschland keine Rückversicherungskapazitäten zu kürzen. Das sagte Torsten Jeworrek, im Vorstand des Weltmarktführers zuständig für das Kerngeschäft Rückversicherung, im FTD-Interview. „Wir haben entschieden, dass wir aufgrund unserer Kapitalsituation keine Reduktion von Kapazitäten vornehmen wollen oder müssen“, sagte Jeworrek. Der Konzern werde auch nicht versuchen, Preisentwicklungen aus dem US-Markt auf Deutschland zu übertragen. Für die Rückdeckung von US-Hurrikanrisiken steigen die Preise um 20 Prozent bis 25 Prozent.
Mit seiner Entwarnung versucht Jeworrek, vor allem seine deutschen Stammkunden zu beruhigen. 2008 war er durch schneidige Forderungen nach zweistelligen Preiserhöhungen aufgefallen, die der Rückversicherer allerdings nicht umsetzen konnte. Offenbar muss die Münchener Rück fürchten, dass die allzu deutliche Betonung von nötigen Preiserhöhungen oder Kapazitätsenge Kunden eher zu Wettbewerbern treibt.
„In Deutschland hatten wir bei der jüngsten Vertragserneuerung zum 1. Januar 2009 stabile Preise oder Erhöhungen bis fünf Prozent bei Sturmrisiken gesehen“, sagte er. Jeworreks Entwarnung kommt eine Woche vor Beginn der Gespräche zwischen Erst- und Rückversicherern über die Verträge für 2010, die beim traditionellen Welttreffen der Branche in Monte Carlo geführt werden.
Rückversicherer decken Erstversicherer wie Allianz oder Zurich gegen Katastrophen und andere Großschäden. Ihre Kapazität hängt von Kapitalausstattung und Risikoappetit ab. Die Kapitalmarktkrise hat auch bei ihnen deutliche Spuren hinterlassen. Gleichzeitig fehlt ein Effekt aus anderen Krisenzeiten, in denen nach hohen Belastungen frische Milliardensummen in die Branche flossen, meistens in Form von Neugründungen auf Bermuda. Die sind bisher ausgeblieben. „Für europäische Sturmrisiken werden weltweit die zweithöchsten Rückversicherungskapazitäten gebraucht, nur für US-Hurrikans ist der Bedarf größer“, so Jeworrek. Bei den Vertragserneuerungen in Japan, die zum 1. April stattfinden, hatten Erstversicherer bereits Probleme, sagte er. „In Japan gab es kaum große Schäden, dennoch ist die Kapazität für Erdbeben- und Taifunrisiken knapp geworden.“ Manche Rückversicherer hätten sich aus der Deckung von Naturgefahren zurückgezogen, weil andere Segmente weniger kapitalintensiv seien. „Außerdem kann im Moment kein neues Kapital aufgenommen werden.“ Dazu kamen in Japan Währungseffekte.
Quelle: Financial Times Deutschland
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