Taumelnde Privatbank kauft Kapitalanlagegesellschaft Gen Re Capital ·Künftiger Großaktionär Deutsche Bank gibt Segen
von Rolf Lebert, Frankfurt,
und Herbert Fromme, Köln
Sal. Oppenheim fühlt sich stark genug für eine Übernahme im dreistelligen Millionenbereich: Gestern kündigte die in erheblichen Kapitalnöten steckende Privatbank aus Luxemburg an, die Kapitalanlagegesellschaft Gen Re Capital zu kaufen – obwohl sie selbst so schwach ist, dass sie kürzlich von der Deutschen Bank mit 300 Mio. Euro Kredit ausgestattet werden musste und von ihr mittelfristig übernommen werden wird.
Oppenheim kauft der Tochter der Kölnischen Rück institutionelles Vermögen aus dem Versicherungsbereich im Wert von 11 Mrd. Euro ab. Das von Oppenheim verwaltete institutionelle Vermögen erhöht sich dadurch auf rund 53 Mrd. Euro.
Über den Kaufpreis wird geschwiegen. Bei vergleichbaren Transaktionen wurden in der Vergangenheit etwa drei Prozent des verwalteten Vermögens bezahlt – im Fall Gen Re Capital wären das rund 330 Mio. Euro. In Finanzkreisen ist jedoch zu hören, dass der Preis deutlich geringer sei, da die Kölnische Rück das Geschäft, obwohl profitabel, unter allen Umständen aufgeben wollte. Die entsprechende Abteilung sollte aufgelöst werden. Sal. Oppenheim könne den Kaufpreis aus der vorhandenen Liquidität bezahlen, heißt es.
Die Deutsche Bank, die kurz vor dem Kauf von 30 bis 50 Prozent an Sal. Oppenheim steht, war dem Vernehmen nach eng in die Verkaufsverhandlungen eingebunden. Damit wird deutlich, dass die Deutsche Bank erstmals operativ eingreift bei der einst auf ihre Unabhängigkeit so stolzen Privatbank. Deutsche Bank und Oppenheim wollten sich nicht dazu äußern.
Das von Gen Re Capital erworbene Portfolio passt in die Vermögensverwaltungsstrategie beider Banken – das institutionelle Geschäft von Sal. Oppenheim und das Segment Insurance Asset Management der Deutschen Bank. Nach ihrem baldigen Einstieg bei Sal. Oppenheim wird die Deutsche Bank vor allem in der Vermögensverwaltung mit der Privatbank interessiert. Weniger interessant ist für sie das Investmentbanking, für das sich Mediobanca interessiert.
Die Buchprüfung der Deutschen Bank bei Sal. Oppenheim steht dem Vernehmen nach kurz vor dem Abschluss. Finanzkreisen zufolge könnten die Verhandlungen über die Kapitalbeteiligung bereits in der kommenden Woche beginnen.
Sal. Oppenheim war 2008 nach den ersten Verlusten seit dem Zweiten Weltkrieg wegen riskanter Zertifikategeschäfte und fehlgeschlagener Investitionen bei Krisenfirmen wie Arcandor in Not geraten.
Gen Re Capital ist über die Kölnische Rück Teil des US-Rückversicherers Gen Re, der wiederum zum Imperium der amerikanischen Investorenlegende Warren Buffett gehört. Gen Re ist der drittgrößte Rückversicherer der Welt nach der Münchener Rück und der Swiss Re.
Die Kapitalanlagegesellschaft Gen Re Capital blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. Gescheitert ist sie mit dem Versuch, Erstversicherer in großem Stil als Kunden zu gewinnen. Deshalb drang das Management auf einen Eignerwechsel. Sal. Oppenheim und die Kölnische Rück kooperieren seit 160 Jahren sehr eng. Seinerzeit war die Bank sogar einer der Gründer der Kölnischen Rück. Das Management der Gen Re Capital geht mit zu Sal. Oppenheim – bis auf die Chefin Susanne Fromme.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo