Auch kurz vor der Rente kann man nachbessern · Oft wird das Pflegerisikovergessen
Von Anja Krüger
und Ilse Schlingensiepen
Wenn die 50 voll sind, kommt es. Das mulmige Gefühl, nicht genug Geld im Alter zu haben. So manche Mittfünfzigerin bekommt es mit der Angst, wenn sie daran denkt. Doch auch dann ist es noch möglich nachzubessern. „Für Altersvorsorge ist es nie zu spät“, sagt Daniela Steinle vom Versicherer R+V, der zum Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken gehört.
Steinle gibt Altersvorsorge-Seminare für Frauen. Auch Ältere finden den Weg zu ihr. „Es gibt viele Lösungen für die Altersgruppe 50 plus“, sagt sie. „Auch kleine Beiträge helfen, eine Lücke zu füllen.“ Sie rät älteren wie jüngeren Frauen staatliche Fördermöglichkeiten zu prüfen. „Eine Riester-Rente oder eine betriebliche Altersvorsorge lohnen sich auch mit Mitte 50“, sagt sie. Bei der Riester-Rente gibt es eine staatliche Zulage. Die Betriebsrente lockt mit Steuervorteilen. Zudem kann die Kundin Sozialabgaben sparen. „Für rentennahe Jahrgänge ist die Rürup-Rente in steuerlicher Hinsicht interessant“, sagt sie. Das gilt vor allem für Selbstständige.
Wer größere Beträge zur Verfügung hat, kann eine Rente gegen Einmalbeitrag abschließen. Wichtig ist, dass spätere Zuzahlungen möglich sind. Das ist besser, als die regelmäßigen Beiträge zu hoch anzusetzen und wegen Geldmangel schon wenig später nicht mehr zahlen zu können.
Oft vergessen Frauen, für hohe Pflegekosten im Alter vorzusorgen. Wegen ihrer längeren Lebenserwartung ist bei ihnen das Risiko, pflegebedürftig zu werden, größer als bei Männern. R+V, Generali, Gothaer und andere bieten die Kombination von Renten- und Pflegezusatzversicherung an. Dabei kauft die Kundin die Option, das Kapital nach Ablauf der Ansparphase in eine Pflegeversicherung zu stecken. Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, hält von solchen Kombinationen nichts. „Sie sind unverschämt teuer.“ Aber die Absicherung an sich hält er für wichtig.
Zwar haben alle privat oder gesetzlich Krankenversicherten seit 1995 eine Pflegepflichtversicherung. Experten gehen aber davon aus, dass im Ernstfall die Zahlungen nicht reichen. Bislang ist die Nachfrage nach einer Zusatzabsicherung noch moderat: Ende 2008 hatten 1,3 Millionen Kunden eine Pflegezusatzversicherung bei einem privaten Anbieter. „Frauen schließen diese Policen eher ab, weil sie näher am Thema sind“, sagt R+V-Expertin Steinle. Für Frauen stellt sich häufiger die Frage, Angehörige zu pflegen. Männer verlassen sich oft darauf, von der Partnerin versorgt zu werden.
Je früher sich Verbraucher um eine Zusatzversicherung kümmern, desto niedriger sind die Prämien. Doch auch Ältere sollten nicht gleich abwinken, sagt Verbraucherschützer Wortmann. „Wenn man es sich finanziell leisten kann, ist die Absicherung für den Pflegefall auch noch mit Ende 50 oder Anfang 60 ein sinnvoller Schutz.“
Er empfiehlt den Abschluss einer Pflegetagegeldversicherung, bei der abhängig von der Pflegestufe ein fester Satz gezahlt wird. Bei Pflegekostenversicherungen hängt die Zahlung dagegen von der Vorleistung der Pflichtversicherung und den entstandenen Kosten ab. Bei diesen Policen sei für Kunden kaum nachvollziehbar, welche Leistungen sie erwarten können.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo