Anbieter liefern sich verbale Schlammschlacht zu Beginn der Jahresendkampagne
Von Herbert Fromme, Köln
Mit gegenseitigen Vorwürfen haben die Autoversicherer die Jahresendkampagne eröffnet. Der Marktzweite HUK-Coburg beschuldigt eine Reihe von Mitbewerbern, mit speziellen kurzfristig angebotenen Tarifen bei Verbrauchertests gut abschneiden zu wollen.
„Die Europa Versicherung in Köln hat im September eine Rabattaktion mit 30 Prozent Nachlass durchgeführt“, sagte ein Sprecher der HUK-Coburg. „In dem Monat wechselt kaum jemand den Anbieter, aber die Stiftung Warentest holt für ihren großen Vergleichstest die Preise zum 1. September ein.“ An den Tabellen der Stiftung orientieren sich viele Verbraucher. Die Europa ist der Direktversicherer der Dortmunder Conti-Gruppe.
In anderen Fällen gebe es zum 1. Januar – dem Datum, zu dem geschätzte 3,8 Millionen Autohalter ihren Versicherer wechseln – Preiserhöhungen von 50 Prozent, verglichen mit dem Septemberpreis, sagte der Sprecher der HUK-Coburg weiter.
Eine Europa-Sprecherin bestätigte die Rabattaktion im September. Dabei habe die Erhebung der Stiftung keine Rolle gespielt. „Wir zielten mit dem Preisnachlass auf das Neuwagengeschäft.“
Unsaubere Zahlen werfen die Rivalen wiederum auch der HUK-Coburg vor. Streitpunkt ist die sogenannte Hauptfälligkeit. Der Versicherer aus Oberfranken hatte rüde gegen die Konkurrenz geholzt. Wenn sich Wettbewerber mit ihrem Plan durchsetzten, die Hauptfälligkeit zum 1. Januar aufzugeben, würden Verbraucher „jährliche Einsparungen von 200 Mio. Euroverspätet erhalten“, behauptete die HUK-Coburg. „Wir können die Zahlen der HUK-Coburg zu diesem Thema in keiner Weise nachvollziehen“, sagte Frank Sievers, Vorstandsmitglied bei der Ergo, die zur Münchener Rück gehört.
Der Hintergrund: Marktführer Allianz, Ergo und andere Anbieter, die in der Wechselkampagne regelmäßig Stückzahlen an die Konkurrenz verlieren, wollen die Schlacht durch eine Entzerrung des Wechseldatums vermeiden. In der Regel kann ein Kunde eine Autopolice nur zur Hauptfälligkeit mit der Frist von einem Monat kündigen. Da dies bei den meisten zum 1. Januar der Fall ist, sind die Monate Oktober und November die wichtigsten für die gesamte Branche. Zur Hauptfälligkeit erhalten Kunden ohne Schäden auch einen höheren Rabatt.
Die Abkehr vom 1. Januar sorge für Verzögerungen bei diesen Einsparungen, heißt es bei der HUK-Coburg. Zudem werde die Transparenz gefährdet, weil Beitragsvergleiche schwerer fielen. Daneben sei wahrscheinlich, dass wechselwillige Autofahrer bei über das Jahr verteilten Hauptfälligkeiten häufig ihren Stichtag versäumten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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