Krach um Großfeuer in Iserlohn

Versicherer AIG will nicht zahlen · Streit im Assekuranzkonsortium · Firmaklagt

Von Herbert Fromme, Köln

Die vier Versicherer des Iserlohner Armaturenherstellers Dornbracht streiten sich über einen Feuerschaden von 125 Mio. Euro. Während Royal & Sun Alliance Insurance (RSA), Allianz und Helvetia ihre Anteile zahlen, weigert sich der US-Versicherer AIG, der sich gerade in Chartis umbenannt hat. Nach Angaben aus Versicherungskreisen sind noch 31 Mio. Euro offen. Bei Dornbracht heißt es dagegen, nur noch 16 Mio. Euro stünden aus. Einzelheiten will der mittelständische Betrieb jedoch nicht nennen.

Der Fall wird in der Assekuranz und bei deutschen Industriekonzernen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Seit Monaten spürt die Industrie, dass die Versicherer bei der Schadensregulierung kleinlicher werden. Nach Angaben von Sven Erichsen vom Großmakler Aon Jauch & Hübener kam es jahrelang bei nur zehn Prozent der Großschäden über 1 Mio. Euro zu Disputen. „Heute sind es 30 Prozent.“ Die Versicherer reagieren mit neuer Härte im Schadensfall auf die seit Jahren sinkenden Preise für Industrie- und Gewerbedeckungen.

Grund für den aktuellen Streit ist die Explosion des Chemiewerks Weka in Iserlohn vom 22. Juli 2009, bei der ein Mitarbeiter getötet wurde. Das Feuer griff auf die benachbarte Dornbracht-Armaturenfabrik über und zerstörte Teile der Hallen. Das Versicherungskonsortium wurde von der britischen RSA geführt, die 45 Prozent trug. Beteiligt waren zudem AIG/Chartis mit 25 Prozent, Allianz mit 20 Prozent und die Schweizer Helvetia mit zehn Prozent. Solche Konsortien sind in der Industrieversicherung üblich, um die Risiken zu streuen. Allerdings ist es auch üblich, dass die folgenden Versicherer sich bei Risikoeinschätzung, Tarifierung und im Schadensfall an die Linie der führenden Gesellschaft halten. Das ist hier nicht der Fall. Der Schaden könnte daher das System der Mitversicherung für Industrierisiken in Deutschland in Misskredit bringen.

Chartis wollte nicht Stellung nehmen. In Assekuranzkreisen hieß es, der US-Versicherer habe Dornbracht Verletzung der sogenannten vorvertraglichen Anzeigepflichten vorgeworfen. Der Armaturenhersteller habe nicht angegeben, dass in den Decken brennbare Dämmstoffe verbaut worden seien. Das Problem haben die anderen Versicherer nicht.

Jetzt verklagt das Familienunternehmen den Großkonzern auf Zahlung. „Auch die Allianz hat ursprünglich rumgezickt“, sagte ein Beteiligter. Die Münchner seien nicht mit der Auswahl der Sachverständigen einverstanden gewesen. „Aber das ist beigelegt.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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