Versicherer dreht Outsourcing zum Teil zurück · Furcht vor Stellenabbau
Von Herbert Fromme, Köln
Die Deutschlandtochter des Triester Generali-Konzerns baut nach FTD-Informationen den Zuschnitt ihrer Holding erneut um. Ende 2007 waren die meisten Verwaltungsarbeiten in die Generali Deutschland Services in Köln ausgegliedert worden, neben den bereits bestehenden Töchtern für IT und Kapitalanlagen. Jetzt sollen zwischen 100 und 150 der 800 Mitarbeiter der Servicegesellschaft zurück zur Holding. Dazu gehören die Abteilungen für Bilanzierung und Steuern. Die Holding war im Sommer von Aachen nach Köln umgezogen und hat 230 Mitarbeiter.
Die Servicegesellschaft habe ein Eigenleben entwickelt, die Steuerung über die Holding sei immer schwerfälliger geworden, hieß es in Versicherungskreisen. Das habe sowohl die italienischen Eigner als auch Konzernchef Dietmar Meister zunehmend gestört. In einem Brief an Mitarbeiter moniert er „Doppelarbeiten und schwierige Steuerungsprozesse“.
Außerdem seien die Kostensenkungen nicht im erwarteten Maße eingetreten, so die Kreise. Auch deshalb sei bei den dann verbleibenden Mitarbeitern der Generali Service ein „sehr überschaubarer“ Stellenabbau nicht auszuschließen, hieß es weiter. Servicegesellschaftschef und Bilanzexperte Franz Adalbert Gänßle, 48, hat das Unternehmen verlassen. Er wollte den Umbau so nicht mittragen.
Zu einem möglichen Arbeitsplatzabbau wollte ein Generali-Sprecher nicht Stellung nehmen. Er bestätigte aber Planungen, bestimmte Abteilungen wieder in die Holding zu integrieren. „Das macht Sinn für Rechnungswesen, Steuern und einige andere hoch qualifizierte Aufgaben“, sagte er. „Das sind Kernbestandteile der Holding.“ Gleichzeitig werde die Servicegesellschaft die Druckstraße in Aachen von der IT-Tochter übernehmen. Über alle anderen Maßnahmen sei noch nicht entschieden. „Wir haben Projektgruppen eingerichtet.“
Vor zwei Jahren war Generali mit seinem „Move“-Projekt sehr ehrgeizig gestartet, um die Kosten zu senken. Der Teilrückzug vom Outsourcing dürfte von der Branche genau beobachtet werden. Zahlreiche Versicherer betreiben ähnliche Projekte oder planen sie – oft mit dem Ziel, den neuen Betrieb nicht den Tarifverträgen des Versicherungsgewerbes zu unterwerfen.
Das war bei Generali auch so, allerdings stellte sich heraus, dass die Einsparungen geringer waren als geplant. „Plötzlich hat ein solcher Dienstleister einen eigenen Stab, eine eigene Personalabteilung und Pressestelle“, hieß es bei Versicherern. Da seien Einsparungen sehr schnell aufgezehrt. Für alle Mitarbeiter, die zurück zur Holding gehen, gilt wieder der Tarifvertrag.
Quelle: Financial Times Deutschland
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