Reederei fordert Verzicht auf Schiffsverwertung
Von Patrick Hagen, Köln
Die weltgrößte Containerreederei Maersk Line nutzt die Schifffahrtskrise brutal aus und stellt damit Schiffsbanken vor große Probleme. Maersk verlangt von ihnen Verzicht: Wenn die dänische Reederei von einem Fonds oder einem anderen Eigner ein Schiff einchartert, also anmietet, soll die finanzierende Bank im Mietzeitraum das Schiff nicht verwerten dürfen – auch dann nicht, wenn der Eigner Zins und Tilgung nicht aufbringen kann. „Wir sollen auf das Recht verzichten, auf das Schiff zuzugreifen“, hieß es bei einer großen Schiffsbank. In der Regel finanziert eine Bank ein Schiff nur gegen eine Hypothek. Kann der Eigner nicht zahlen, lässt sie das Schiff festsetzen und versteigern. Dieses Recht will Maersk ihr für die Dauer des Mietvertrags nehmen.
Der dänische Reederei-Gigant versucht zurzeit, sich langfristig mit Schiffstonnage zu günstigen Mietpreisen einzudecken. Diese Raten sind so niedrig, dass sie oft nicht für die Betriebskosten des Schiffes plus Zins und Tilgung für die Schiffshypothek ausreichen. Für die Bank ist das Risiko groß, dass der Eigner den Kredit nicht bedienen kann, obwohl das Schiff vermietet ist. Die Dänen wollen sich dagegen absichern, dass Banken ein für sie fahrendes Schiff zwangsversteigern lassen. „Maersk will Planungssicherheit“, sagte der Banker.
Die Haltung der Reederei bereitet Schiffsbanken wie der HSH Nordbank, der Commerzbank-Tochter Deutsche Schiffsbank und der KfW Ipex Probleme. Einfach ablehnen können sie die Forderung nicht. „Maersk hat dafür eine zu große Marktmacht“, so ein Banker.
Auf der anderen Seite müssten die Banken Kredite, die nicht mehr über eine aktuell verwertbare Sicherheit verfügen, mit mehr Eigenkapital unterlegen. „Unsere Schmerzgrenze liegt bei einem Jahr“, hieß es bei einer führenden Schiffsbank. Maersk wolle dagegen Garantien bis zu drei Jahren.
Die Schiffsbanken leiden ohnehin darunter, dass der Wert vieler von ihnen finanzierten Schiffe stark gesunken ist und sie mehr Eigenkapital für diese Kredite brauchen.
Nach Angaben von Schiffsmaklern haben Banken begonnen, sich in das Geschäft ihrer angeschlagenen Kunden einzumischen. Sie wollen verhindern, dass die Eigner die Schiffe langfristig zu niedrigen Preisen verchartern und damit Probleme in die Zukunft festschreiben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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