Interview mit Jürgen Salamon · Hilfe für notleidende Beteiligungen gefordert
Erstmals hat ein führender Anbieter von Schiffsbeteiligungen Staatshilfen für angeschlagene Schiffsfonds gefordert. „Große deutsche Reedereien haben Staatsbürgschaften beantragt und zum Teil bereits erhalten. Fair wäre, wenn Schiffsfonds die gleiche Unterstützung erhielten“, sagte Jürgen Salamon, Chef vom Emissionshaus Dr. Peters.
Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd hatte Anfang Oktober Staatsbürgschaften von 1,2 Mrd. Euro erhalten. Die Hamburger Reedereien Peter Döhle und Claus-Peter Offen haben ebenfalls Mittel aus den Konjunkturprogrammen beantragt, Offens Antrag wurde aber bereits abgelehnt. Auch Schiffsfonds sind unter Druck geraten: Viele Frachter verdienen kaum die Betriebskosten oder haben keine Beschäftigung (Charter). Daher haben sie Probleme, die Kredite zu tilgen.
Ohne Staatshilfen droht nun vielen Fonds die Pleite, glaubt Salamon. „Wenn die Krise noch ein Jahr dauert, kommen viele der kleinen Containerschiffe in Schwierigkeiten“, sagte er. Auch fünf Containerschiffe von Dr. Peters sind derzeit ohne Charter.
Solche Schiffe sind auf Unterstützung der Banken angewiesen, die aber häufig keine Finanzierung mehr gewähren. „Teilweise bekommen nicht einmal schuldenfreie Schiffe ein neues Darlehen“, sagte Salamon. Staatsbürgschaften könnten die Fonds vor der Pleite retten und Anleger vor Verlusten schützen.
Die Branche selbst fürchtet massenhaft Insolvenzen. Experten sehen rund 100 Fonds in Gefahr. Mehr als ein Dutzend ist bereits am Ende. „Schiffsinsolvenzen werden den Markt nicht bereinigen“, sagte Salamon. Die Gefahr sei groß, dass Investoren Schiffe günstig kaufen und zu Preisen betreiben, die das Marktniveau weiter nach unten treiben. Daran könne kein Marktteilnehmer Interesse haben.
Das Dortmunder Emissionshaus hat sich auf die Finanzierung von Tankern mit Langfristchartern spezialisiert. Lange Zeit schien diese Konstruktion immun gegen die Schwankungen der Charterraten auf dem Markt. Doch jetzt gibt es zum ersten Mal Ärger. Pacific Star aus Saudi-Arabien, für den derzeit neun Dr.-Peters-Tanker fahren, will für sechs Schiffe die Raten nicht mehr in der vereinbarten Höhe zahlen. Das kennt man in der Branche bislang vor allem bei Containerschiffen, wo die großen Linienreeder in schlechten Zeiten ebenfalls Preissenkungen fordern und sie meist auch bekommen.
Zum Stand der Verhandlungen mit Pacific Star gab sich Salamon zugeknöpft: „Wir reden mit ihnen, und normalerweise finden wir auch eine Lösung.“ Vor einem englischen Schiedsgericht will sich das Emissionshaus vorsichtshalber einen Titel für die ursprünglich vereinbarten Zahlungen sichern, falls es keine Einigung gibt.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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