Der im September geknackte Lotto-Jackpot von 32 Mio. Euro ist Gegenstandeines bizarren juristischen Problems: Ein Wettanbieter hatte den Jackpotversichert
Herbert Fromme
Darf ein in Deutschland ansässiger Rückversicherer in einem Gewinnspiel einen Jackpot versichern, wenn das Spiel in Deutschland verboten ist? Mit dieser für Fachkreise und einige Aktionäre spannenden Frage müssen sich jetzt Fachjuristen auseinandersetzen.
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hatte den britischen Anbieter MyLotto24 gegen den unwahrscheinlichen Fall abgesichert, dass einer seiner Kunden genau die Zahlen tippt, die den deutschen Jackpot geknackt hätten. Doch eben das ist Ende September geschehen: Ein 33-Jähriger gewinnt 31,7 Mio. Euro – und MyLotto24 hat den Gewinn, der 10 Mio.Euro übertrifft, bei der Munich Re versichert. Die soll jetzt 21,7 Mio. Euro zahlen, hat das bislang aber nicht getan.
My-Lotto-24 gehört zu 40 Prozent der Hamburger Tipp24 AG und seit Kurzem zu 60 Prozent einer Schweizer Stiftung. In Deutschland ist das Internetglücksspiel auf Drängen der ländereigenen Lottogesellschaften verboten. Doch MyLotto24 hat eine Lizenz der britischen Behörden. Der Trick mit der Schweizer Stiftung sorgt dafür, dass Tipp24 nicht für die Aktivitäten der britischen Konzerngesellschaft verantwortlich gemacht wird.
Die Geschäftsidee ist einfach: MyLotto24 bietet Zockern die Möglichkeit, wie im Kiosk auf 6 aus 49 Zahlen zu wetten. Gewonnen hat, wer die Zahlen des deutschen Lottos trifft.
Natürlich fließen die Einnahmen von MyLotto24 nicht zu den offiziellen Lotto-Anbietern. Ebenso wenig ersetzen sie MyLotto24 die Gewinne. Deshalb wird es dem Konzern mit seiner vergleichsweise kleinen Spielerbasis mulmig, als im Sommer der Jackpot auf schwindelerregende Höhen steigt. Bis 10 Mio. Euro, so kalkulierten die Tipp24-Manager, könne der Konzern den Gewinn allein stemmen – darüber hinaus brauchte man eine Versicherung.
Munich Re gewann die Ausschreibung. Das Risiko wurde diskret versichert und rückversichert. Die Prämie dürfte wie das Risiko vergleichsweise niedrig gewesen sein, glauben Experten. „Keine 10 000 Euro Wochenprämie“, schätzt ein Branchenkenner. Doch jetzt ist in Versicherungskreisen plötzlich von „juristischen Problemen“ die Rede. Munich Re habe bislang nicht gezahlt. „Der Schaden ist in der rechtlichen Prüfung“, bestätigt ein Sprecher der Munich Re. Ansonsten: kein Kommentar.
Das offensichtlichste juristische Problem dürfe sein, dass es sich bei der Veranstaltung von MyLotto24 um eine Umgehung des deutschen Internetlottoverbots handeln könnte. Das könnte für Munich Re ein Grund sein, die Legalität des Risikos anzuzweifeln. Aber eigentlich wusste der Konzern das schon vorher.
Quelle: Financial Times Deutschland
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