Versicherungskonzern wächst durch Einmalbeiträge · Lebenspolicen alsSparverträge
Von Herbert Fromme, Köln
Die Furcht vieler Anleger vor langfristigen Festlegungen nutzt den Lebensversicherern der Generali-Gruppe. Sie bieten, wie eine ganze Reihe von Rivalen, sogenannte Kapitalisierungsprodukte. Das sind formal Lebensversicherungsverträge, die entweder nur für einen Zeitraum von ein, zwei Jahren abgeschlossen werden oder ohne Ertragsabzug früh gekündigt werden können.
In der Statistik der Lebensversicherer gelten die Kapitalisierungsprodukte als Lebensversicherung gegen Einmalbeitrag – und diese Art Neugeschäft ist bei den Generali-Töchtern in den ersten neun Monaten kräftig von 770 Mio. Euro auf 1,19 Mrd. Euro gestiegen. Ein großer Teil dieses Zuwachses stammt aus den Kapitalisierungsverträgen. In der Lebensversicherung gegen laufenden Beitrag, dem klassischen langfristigen Geschäft der Assekuranz, ging das Neugeschäft von Generali von 833 Mio. Euro auf 602 Mio. Euro zurück.
Kapitalisierungsprodukte bringen den Kunden eine garantierte Verzinsung und sind eigentlich Sparverträge. Attraktiv ist das oft für Anleger, deren Lebensversicherung fällig wird oder die sonst an eine höhere Summe Geld kommen. Sie wollen damit nicht im Aktienmarkt investieren, erhalten auf klassische Sparprodukte Niedrigstzinsen, möchten sich aber auch nicht sofort langfristig festlegen.
Den Trend zum Einmalbeitrag beobachtet die gesamte Assekuranz. Er sorgt dafür, dass die Marktzahlen viel besser sind als Anfang 2009 erwartet.
Mithilfe dieses Trends und des anziehenden Aktienmarkts konnte Generali Deutschland auch die tiefe Delle des Krisenjahres 2008 zu weiten Teilen ausmerzen. Die Generali in Triest gehörende Gruppe steigerte ihren Gewinn für die Monate Januar bis September von 59 Mio. Euro im Jahr 2008 auf 262 Mio. Euro in 2009.
Zwar liege das Ergebnis unter denen der Vorkrisenjahre, sagte Vorstandschef Dietmar Meister. „Aber wir blicken zuversichtlich auf die Ergebnisentwicklung.“ Der Jahresgewinn soll deutlich über den mageren 4 Mio. Euro des Vorjahres liegen.
Generali ist in Deutschland mit den Töchtern Aachen-Münchener, Cosmos, Central, Generali Versicherungen und Advocard unterwegs. Die Erholung gelang trotz der heftigen Geburtswehen, unter denen der Konzern die Töchter Generali München und Volksfürsorge Hamburg fusionierte.
Billig sind die Vertriebserfolge nicht. In der Lebensversicherung weist die Gruppe eine Kostenquote von 14,8 Prozent der Beiträge nach 13,8 Prozent im Vorjahr auf. Zum Vergleich: Marktführer Allianz Leben kam 2008 auf 8,4 Prozent Kostenquote. Ein Grund für die höheren Belastungen der Generali liegt in der Vertriebsstruktur. So verkauft die Gruppe sehr viel über die Vertriebsorganisation Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG), an der sie auch beteiligt ist.
Erfolgreich war auch der Krankenversicherer Central. Er steigerte die Zahl der vollversicherten Personen in den ersten neun Monaten um 43 000 auf 495 000, die Beitragseinnahmen um 7,4 Prozent auf 1,48 Mrd. Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung trafen die „schwierigen Marktbedingungen“ den Umsatz. Die Beitragseinnahmen gingen leicht um 40 Mio. Euro auf 2,49 Mrd. Euro zurück.
Quelle: Financial Times Deutschland
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