Umsatzeinbruch und Restrukturierungskosten belasten Finanzvertrieb
Von Herbert Fromme, Köln
Der Finanzvertrieb AWD verbuchte für die ersten neun Monate des Jahres 2009 einen hohen Verlust von 20 Mio. Euro, verglichen mit einem Gewinn von 28 Mio. Euro in den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Das Unternehmen gehört dem Schweizer Lebensversicherer Swiss Life, der AWD 2008 für 1,2 Mrd. Euro übernommen hatte.
AWD machte für die Ergebnisschlappe den Aufwand von 23 Mio. Euro für Restrukturierungs- und anderen Einmalmaßnahmen verantwortlich. Ohne diese Posten sei ein Gewinn von 3,5 Mio. Euro erzielt, teilte das Unternehmen in Hannover mit – immer noch ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr. Für das vierte Quartal erwartet AWD noch einmal einen Aufwand für den Umbau in ähnlicher Höhe. Das Jahr 2009 dürfte mit tiefroten Zahlen enden.
Vorstandschef Manfred Behrends glaubt dennoch, Hoffnungszeichen am Horizont ausmachen zu können. Im dritten Quartal habe der Umsatz in Deutschland um 0,5 Prozent über dem des zweiten Quartals gelegen.
„Damit haben wir den Grundstein für die Trendwende gelegt“, so Behrens in einer optimistischen Stellungnahme. Das Unternehmen verkauft für Versicherer und Banken Policen und Anlageverträge. Die Umsatzerlöse brachen in den ersten drei Quartalen um satte 20 Prozent auf 382 Mio. Euro ein.
„Die Finanzbranche agiert derzeit in einem ambivalenten Marktumfeld“, so AWD. Trotz Anzeichen der Erholung hielten Privatpersonen mehr Liquidität. Gleichzeitig sei die private Vorsorge so wichtig wie nie. Diese Chance nutze das Unternehmen und werde 2010 zum nachhaltigen und profitablen Wachstum zurückkehren.
Der Umsatzrückgang im laufenden Jahr stammt aus Österreich, Zentraleuropa sowie Großbritannien. In Österreich ist der Vertrieb in einen großen Skandal wegen Falschberatung verwickelt und sieht sich zahlreichen Klagen gegenüber. Aber auch in Deutschland schwächelt die Gruppe, obwohl die Lebensversicherer durch hohe Einnahmen aus Einmalbeiträgen beim Neugeschäft deutlich zulegen. Doch dieser Miniboom geht offensichtlich an AWD und den anderen Großvertrieben vorbei.
AWD-Mutter Swiss Life meldete für die ersten drei Quartale einen Rückgang der Prämieneinnahmen um drei Prozent auf 13,6 Mrd. Schweizer Franken (9 Mrd. Euro). Gewinnzahlen veröffentlicht die Gesellschaft unterjährig nicht. Analysten hatten einen höheren Verfall der Einnahmen befürchtet. Von der positiven Überraschung konnte die Aktie profitieren. Sie legte um 6,2 Prozent auf 133,40 Franken zu.
Quelle: Financial Times Deutschland
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