Experten fürchten heftige Ergebnisausschläge durch veränderte Rechnungslegung
Von Anja Krüger
und Herbert Fromme, Köln
Die vom Londoner Bilanzierungsgremium International Accounting Standards Board (IASB) geplanten Änderungen in der Verbuchung von Verpflichtungen aus Betriebsrenten können zu Turbulenzen bei den Ergebnissen deutscher Großkonzerne führen. Das befürchtet die Unternehmensberatung Rauser Towers Perrin.
Bislang schlagen sich Schwankungen bei Pensionsverpflichtungen und -vermögen nur im Eigenkapital nieder, also nicht in den Quartals- und Jahresergebnissen.
Setzt sich das IASB durch, laufen die Wertänderungen künftig voll durch die Gewinn-und-Verlust-Rechnung, warnt Rauser Towers Perrin in der neuesten Studie zu Betriebsrenten. Das könnte zu hohen Fluktuationen in den Ergebnissen führen, beeinflusst von Kursentwicklungen an den Finanzmärkten und ungeplanten Änderungen von Pensionsverpflichtungen.
Unternehmen müssen Vorsorge dafür treffen, dass sie derzeit oder früheren Beschäftigten eine einmal zugesprochene betriebliche Altersversorgung auch zahlen können. Die Rückstellungen dafür können sie im Unternehmen lassen oder das Kapital für die späteren Renten auslagern. Im zurückliegenden Wirtschaftsaufschwung haben sich viele Firmen für diese „Ausfinanzierung“ entschieden und damit ihre Bilanz entlastet.
Trotz des Aufschwungs an den Aktienmärkten ist der Grad der Ausfinanzierung im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal aber gesunken – bei den Dax-Unternehmen um 7,5 Prozentpunkte auf 58,2 Prozent aller Verpflichtungen aus Betriebsrenten und damit auf das Niveau von Ende 2005. Bei den MDax-Unternehmen sank der Wert um 5,2 Prozentpunkte auf 43,3 Prozent.
Für dieses „vermeintliche Paradox“ gebe es aber eine einfache Erklärung, sagte Thomas Jasper, Experte bei Rauser Towers Perrin und Autor der Studie. „Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf die Bereinigung einer krisenbedingten Anomalie im Rechnungszins zurückzuführen“, sagte Jasper. Die Auswirkungen auf die tatsächlich erwarteten Zahlungsverpflichtungen der Unternehmen seien gering.
Rauser Towers Perrin erhebt regelmäßig die Höhe der Pensionsvermögen der führenden deutschen Unternehmen in deren Bilanzen und rechnet hoch, welche Konsequenzen die aktuelle Entwicklung an den Börsen für die Rentenverpflichtungen hat. In ihren Quartalsberichten müssen die Firmen nur wenige Angaben zu diesem Punkt machen.
Allein die Dax-Unternehmen hatten Ende 2008 laut Rauser Towers Perrin zusammen 125 Mrd. Euro Rückstellungen für Betriebsrenten. Ihre Verpflichtungen beliefen sich auf 191 Mrd. Euro. Nach Modellrechnungen der Berater haben die Dax-Konzerne im dritten Quartal auf ausgelagerte Pensionsvermögen einen durchschnittlichen Ertrag von 6,6 Prozent erzielt, die im MDax erreichten 7,8 Prozent.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo