Lebensversicherer gewinnen Umsatz durch Einmalbeiträge · Branche mit Jahrzufrieden
Von Herbert Fromme, Köln
Die deutschen Lebensversicherer erwarten nach Informationen der FTD aus Branchenkreisen für das Jahr 2009 überraschend ein Wachstum von rund fünf Prozent. Das würde Beitragseinnahmen von 83,5 Mrd. Euro entsprechen.
Noch im März 2009 hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wegen vieler ablaufender Verträge im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Einnahmen um zwei bis drei Prozent gerechnet. Genauere Prognosen für 2009 will der GDV am morgigen Donnerstag vorlegen.
Bewahrheitet sich die Erwartung, kann die Branche im Krisenjahr 2009 das stärkste Wachstum seit vier Jahren zeigen. Zuletzt erlebte die Assekuranz 2005 so kräftige Zuwächse in der Lebensversicherung, damals waren es sieben Prozent. Im Jahr 2008 konnte sie die Beiträge dagegen nur um 0,8 Prozent steigern, 2007 um 0,6 Prozent.
Quelle der überraschenden Neugeschäftsflut sind Verträge gegen Einmalbeitrag, die im laufenden Jahr um 45 Prozent über der Zahl des Vorjahres liegen sollen, so die Branchenkreise. Dagegen sei der Verkauf traditioneller Lebensversicherungen gegen laufende Beiträge drastisch um 17 Prozent eingebrochen. Der GDV wollte diese Zahlen nicht bestätigen.
Vor allem die bankähnlichen Kapitalisierungsangebote sorgen für Neugeschäfte. Zahlreiche Gesellschaften bieten Lebensversicherungsverträge an, mit denen Anleger zu einem garantierten Zins Gelder für sechs Monate bis zwei Jahre parken können, in Einzelfällen sogar von Monat zu Monat. Dabei werden oft höhere Zinsen geboten als auf Sparbüchern oder Geldmarktkonten der Banken. Außerdem gilt die Anlage als krisenfest, weil sie zum Sicherungssystem der Branche gehört.
Mit Kapitalisierungsangeboten konnten die Unternehmen einen Teil der Auszahlungen von ablaufenden Lebensversicherungen im Haus behalten, daneben aber auch weitere Anleger gewinnen. Die Skepsis vieler Investoren über die wirtschaftliche Zukunft und die Unsicherheit in Bezug auf langfristige Kapitalanlagen machen das Parken der Gelder in Kapitalisierungsverträgen attraktiv.
Ein großer Teil des Einmalgeschäfts kommt dabei von Partnerbanken der Versicherer, während Vertreter und Großvertriebe wie MLP und AWD kaum profitieren konnten. Um Kunden nicht zu verlieren, vermitteln viele Banken lieber gegen ordentliche Provision ein Kapitalisierungsprodukt.
Auch in den übrigen Hauptsparten geht es der Assekuranz 2009 besser als bislang erwartet. In der privaten Krankenversicherung erwarten die Gesellschaften ein Plus von vier Prozent auf 31,5 Mrd. Euro. Hier hatte die Branche mit nur drei Prozent gerechnet. Vor allem das starke Neugeschäft für voll privat versicherte Kunden sorgte für den Schub, daneben die üblichen Tarifanpassungen.
In der Schaden- und Unfallversicherung, in der die Assekuranz Autos, Gebäude, Haftpflicht- und Unfallrisiken abdeckt, sollen die Beiträge im laufenden Jahr um 0,2 Prozent auf 55,7 Mrd. Euro steigen – trotz weiterhin schwacher Entwicklung in der Kernsparte Autoversicherung. Hier liegt die jetzt sichtbare Entwicklung auf der Linie der Märzschätzung des GDV. Die Wirtschaftskrise dürfte erst 2010 deutlichere Spuren beim Umsatz hinterlassen.
Frohe Kunden 21
Quelle: Financial Times Deutschland
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