Der Markenkiller

kopf des TagesAls Torsten Oletzky 2006 an die Ergo-Spitze rückte, war dieAufgabe groß. Der McKinsey-Berater sollte aus dem schwerfälligen Gebilde einenschlagkräftigen Konzern formen. Jetzt baut er um – und hat prompt ein Problem

Im Nachhinein hat es Torsten Oletzky ganz gut gepasst, dass er Samstag für seinen Arbeitgeber Ergo unterwegs war. Sonst wäre der bekennende Fan des 1. FC Köln ins Stadion gegangen – wo sein Verein mit 0:4 gegen Hoffenheim hoffnungslos unter die Räder kam.

Ähnlich wie sein Lieblingsverein ist aber auch Oletzky jetzt unter Druck. Weil er als Chef der Munich-Re-Tochter Ergo den Totalumbau des Erstversicherers organisiert, hat er sich ein kräftiges Glaubwürdigkeitsproblem eingefangen. Der 43-Jährige, der seit 2006 an der Ergo-Spitze steht, hatte stets die Mehrmarkenstrategie des Konzerns verteidigt und sich vehement gegen eine Fusion der operativen Gesellschaften gewehrt. Jetzt beerdigt er Hamburg-Mannheimer und Victoria, fusioniert einen Teil der Gesellschaften, legt andere still. Nur die Spezialversicherer DKV und DAS bleiben mit ihren Marken, sonst heißt es künftig nur noch Ergo Versicherungen. „Natürlich gibt das Erklärungsbedarf im Konzern“, weiß Oletzky.

Schon seit 1997, als die damalige Münchener Rück ihre Versicherer Hamburg-Mannheimer und Victoria unter dem Dach Ergo zusammenlegte, ist der Konzern sperrig konstruiert und schwer führbar. Hinzu kommt: Die Fusionierten sind sich selten grün. Als vor acht Jahren die Victoria einen schweren Verlust in der Aktienkrise hinnehmen musste – die Münchener Rück hatte sie mit Aktien der HypoVereinsbank vollgepackt – diente auch das nicht der Stimmungsaufhellung.

Oletzky sollte das schaffen, was seinen Vorgängern nicht gelungen war – einen schlagkräftigen Konzern zu formen. Sein Chef Nikolaus von Bomhard hat hohe Ansprüche, nur widerstrebend ließ Munich Re erst diesen Monat von dem vorgegebenen Ziel ab, dass Ergo von 2007 bis 2012 seine Gewinne verdoppeln soll.

Jetzt also versucht es Oletzky mit dem Befreiungsschlag – es ist wohl seine letzte Chance. Wenn der Umbau scheitert, wird es schwer für ihn. Doch der Mann ist zäh, er läuft nicht umsonst Marathon. Mehrfach hat er im Beruf Standvermögen bewiesen.

Seine Karriere startet Oletzky 1993 bei der Unternehmensberatung McKinsey. Der Betriebswirtschaftler der Uni Saarbrücken berät Banken und Versicherungen, unentgeltlich sogar den 1. FC Köln.

Im Jahr 2000 holt ihn Hamburg-Mannheimer-Chef Götz Wricke nach Hamburg. Ein Jahr später wird er dort Vorstandsmitglied, 2004 Vorstandsmitglied bei der Mutter Ergo. Seine jugendlich-frische Art kommt an, er sammelt Punkte – bis er vor zwei Jahren den Abbau von fast 2000 Jobs durchsetzen muss. Seitdem ist sein Image im Konzern eher durchwachsen.

„Wenn wir an einen Punkt kämen, wo ich sage, es geht nicht, dann könnte ich gehen“, hatte er 2006 bei Amtsantritt gesagt. Dann würde er sich endlich einen alten Traum erfüllen: einmal nach Bhutan zu fahren. Als Ergo-Chef kann er sich das nach eigener Aussage wegen mangelnder Erreichbarkeit nicht erlauben. Dort gibt es bis heute keinen Handyempfang. Herbert Fromme

Ergo-Umbau 16

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Quelle: Financial Times Deutschland

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