Banken und Versicherer werden grenzüberschreitend kontrolliert · Zweideutsche Konzerne auf der Liste
Von Patrick Jenkins, Paul Davis, London, und Herbert Fromme, Köln
Das Financial Stability Board (FSB) hat aus Deutschland neben der Deutschen Bank auch die Allianz auf die Liste von Finanzkonzernen gesetzt, die über Ländergrenzen hinweg beaufsichtigt werden sollen. Das geht aus einer Aufstellung hervor, die der Financial Times vorliegt.
Während die Einbeziehung der Deutschen Bank wenig überrascht, gilt das umso mehr für die Allianz. Offenbar gehen die FSB-Aufseher anders als die Assekuranz selbst davon aus, dass auch diese Branche zu großen Krisen der Finanzwirtschaft beitragen kann. Neben 24 Banken stehen sechs Versicherer auf der Liste. Munich Re ist nicht darunter.
Der US-Versicherungsgigant AIG, der mit mehr als 180 Mrd. $ Staatsgeldern aufgefangen werden musste, hat gezeigt, dass auch Versicherer systemische Risiken darstellen können.
Das FSB wurde von Aufsichtsbehörden aus aller Welt gegründet. In der Finanzkrise hat es sich zu dem Gremium entwickelt, in dem die künftige Finanzarchitektur bestimmt wird. Künftig sollen sogenannte Colleges, in denen Aufseher mehrerer Staaten kooperieren, bestimmte Finanzunternehmen verschiedener Länder im Auge behalten. Damit sollen systemische Risiken vermieden werden, die zu einer neuen Krise im Finanzsystem führen könnten.
„Die Allianz wurde nicht von dem FSB benachrichtigt“, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen habe wie die Aufsicht ein Interesse daran, relevante Risiken und Aktivitäten zu erfassen. Versicherung stelle man vor allem für Kunden außerhalb der Finanzbranche bereit, dafür sei aufsichtsrechtlich ausreichend Kapital vorhanden.
Das FSB verlangt von den Banken und Versicherern auf der Liste, Abwicklungspläne oder „Testamente“ auszuarbeiten. Darin sollen die Institutionen darlegen, wie sie zerlegt werden können, wenn eine Krise sie in ihrer Existenz bedroht. Das Konzept ist stark umstritten. Banken finden es schwierig, solche Dokumente ohne Kenntnis einer künftigen Krise aufzusetzen. Laut Paul Tucker, der die FSB-Arbeitsgruppe zu grenzüberschreitendem Krisenmanagement leitet, müssen die Pläne allerdings schon in sechs bis neun Monaten vorliegen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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