Swiss Re warnt vor schärferen Eigenkapitalregeln
Von Herbert Fromme, Köln
Wegen der niedrigen Zinsen haben Lebensversicherer weltweit Probleme, die ihren Kunden zugesagte Rendite zu erwirtschaften. „Die Niedrigzinsen sind das Hauptproblem, und das wird sich so schnell auch nicht ändern“, sagte Thomas Hess, Chefvolkswirt des Rückversicherers Swiss Re, gestern. Zwar habe die Erholung der Kapitalmärkte den Gesellschaften enorm genutzt und es ihnen ermöglicht, ihre Bilanzen wieder in Ordnung zu bringen. Doch gleicht das den negativen Effekt der Zinslandschaft auf die Erträge für die Kunden nicht aus, glaubt der weltweit zweitgrößte Rückversicherer.
Sollten die von Regierungen und Aufsehern geplanten Verschärfungen der Aufsichts- und Eigenkapitalregeln – in der EU in Form von Solvency II – wie vorgesehen in Kraft treten, werde dies die Branche zu einer noch konservativeren Kapitalanlagepolitik zwingen, sagte Hess. „Im Extremfall könnten Lebensversicherer keine Policen mit garantierten Zinsen mehr anbieten.“ Denn dann fielen die langfristig höheren Erträge aus Aktienanlagen weg, die dafür gebraucht würden.
Die geplante Verschärfung der Eigenkapitalregeln hält Hess im Wesentlichen für eine Reaktion auf die Finanzkrise, die aber eine Bankenkrise sei. Sie habe zwar Schwächen in der Bilanzierung und im Risikomanagement aufgedeckt, vor allem beim US-Versicherer AIG, aber keine systemischen Risiken der Assekuranz. Deshalb seien die Verschärfungen so nicht gerechtfertigt.
In der Schaden- und Unfallversicherung, in der Autos, Gebäude, Haftpflicht- und Unfallrisiken abgedeckt werden, erwartet Swiss Re 2010 eine steigende Nachfrage, aber keine höheren Preise. Trotzdem könnten die Gewinne der Branche wegen der guten Aktienmärkte 2010 steigen. Das gelte auch für die Rückversicherer. Deren Preise dürften aber erst Ende 2010 wieder nach oben drehen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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