Konzern übernimmt Altlasten-Rückversicherer BF · Verkaufswelle durch SolvencyII
Von Herbert Fromme, Köln
Startschuss für ein potenziell großes und lukratives Geschäft in der Assekuranz: Eine Spezialtochter des französischen Branchenriesen Axa hat nach FTD-Informationen das Bieterrennen um die BF Rück gewonnen und wird nun deren Rückversicherungsbestände abwickeln.
Zwar zahlt die Pariser Axa Liabilities Managers (LM) nur 18 Mio. Euro an die Länder Berlin und Brandenburg, die die BF Rück kontrollieren. Dennoch erwarten Experten, dass die Übernahme den Beginn einer Entwicklung markiert, die von den Eigenkapitalregeln Solvency II angestoßen wird: Viele Versicherer haben solche Bestände, die zum großen Teil aus Rückversicherungsabenteuern im Ausland stammen. Nach Solvency II brauchen die Unternehmen dafür ab 2012 oder 2013 aber erstmals eine vergleichsweise hohe Kapitaldeckung. Außerdem binden die Altlasten Personal.
Klaus Endres, Vizechef der Axa-Tochter, bestätigte, dass sein Unternehmen den Zuschlag erhalten hat. Berlin und Brandenburg werden die BF Rück nun von einer Anstalt öffentlichen Rechts in eine Aktiengesellschaft umwandeln. „Wir kaufen 100 Prozent der Aktiengesellschaft“, sagte Endres.
Die von Rivalen kolportierten 18 Mio. Euro wollte Endres nicht kommentieren. Für BF Rück gab es rund zehn Bieter – ein Signal dafür, wie spannend die Branche das Geschäft hält. Unter den Bietern waren Swiss Re, die deutsche Spezialgesellschaft Darag sowie Randall & Quilter aus London, die mit der Globalen Rück in Köln kooperiert.
Die BF Rück ist eine Altlast der 90er-Jahre, als die öffentliche Berliner Feuersozietät den lokalen Markt als zu klein empfand und international expandierte. Sie trat als Rückversicherer ohne viel Fachwissen in London sowie im US-Markt auf. 2004 übernahm die Versicherungskammer Bayern das Geschäft mit Endkunden. Die Altlasten aus der Rückversicherung verblieben bei den Ländern.
Die BF Rück hat Schadenreserven von 70 Mio. Euro. Das heißt, sie schuldet anderen Versicherern diese Summe – aber erst, sobald Schäden anfallen. Die Abwicklung kann Jahre dauern. So sind die Luftfahrt-Haftpflichtschäden aus dem Terroranschlag auf das World Trade Center vom 11. September 2001, an denen BF Rück beteiligt ist, bis heute nicht abschließend abgerechnet. BF Rück hatte 1800 Verträge und davon rund ein Drittel gegen Barausgleich mit den Kunden abgelöst.
Axa Liabilities Managers wurde 2001 gegründet, um die Altbestände innerhalb der Axa-Gruppe abzuwickeln, die aus vielen Fusionen hervorgegangen ist. „Die von uns verwalteten Bestände kommen auf rund 4 Mrd. Euro Bruttorückstellungen“, sagte Endres. Das Unternehmen beschäftigt 410 Mitarbeiter, davon 70 in Deutschland und der Schweiz. Hier wickelt es vor allem Bestände der Axa-Vorläufer Colonia und Nordstern ab.
Quelle: Financial Times Deutschland
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