Axa Deutschland hat versucht, mit flexiblen Produkten zu punkten. Der neueChef rudert zurück – und preist die klassische Police an
Von Herbert Fromme, Köln
Der Axa-Konzern in Köln macht eine Kehrtwende zurück zur klassischen Lebensversicherung. Vier Jahre lang hatte die Tochter der Pariser Axa geglaubt, die neue Generation sogenannter Variable Annuities (VA) unter der Marke Twinstar würde die klassischen Policen über kurz oder lang ablösen. Davon will der Schweizer Thomas Gerber, 45, seit sechs Monaten Vorstandsmitglied der Axa Deutschland, angesichts der Krise nichts mehr wissen.
Bei klassischen Lebens- und Rentenpolicen erhalten Kunden eine Zinsgarantie, die heute 2,25 Prozent des Sparbeitrags ausmacht. Das Anlagerisiko trägt der Versicherer. Bei VA-Verträgen kann der Kunde Einzahlungen und Gewinne festschreiben lassen und Gelder zwischen Anlageformen umschichten. Das soll die Ertragschancen erhöhen. Auch Allianz, Canada Life und andere sind damit auf dem Markt – immer über Töchter in Irland oder Luxemburg. Deutsche Versicherer dürfen VA-Policen aus Aufsichts- und Bilanzgründen nicht anbieten.
Gerbers Vorgänger Heinz Peter Roß verließ Axa im Frühjahr und wurde Chef der Talanx-Lebensversicherer. Er wollte bei Axa die VA-Policen als Hauptprodukt der Lebensversicherung positionieren. Diesen Kurs ändert Gerber jetzt.
„Twinstar wird ein sehr wichtiges Produkt für Axa Deutschland bleiben“, sagte er im FTD-Interview. „Aber nicht alle Kunden mögen Twinstar, die Garantiekonzepte des Produkts funktionieren nicht in allen Elementen genauso wie die der konventionellen Lebensversicherung.“ Dazu komme, dass die Vermittler die neue Produktwelt nicht in der gleichen Weise angenommen hätten wie klassische Verträge. „Vermittler arbeiten nur dann gut, wenn sie das Produkt gut verstehen und für sich und den Kunden toll finden“, sagte Gerber. „Deshalb hat auch die konventionelle Rentenversicherung einen wichtigen Platz.“
Die Garantien für VA-Angebote kaufen die Versicherer am Kapitalmarkt. Wenn Kurse und Preise wie in den vergangenen Monaten stark schwanken, sind die Garantien teuer. „Wir haben mit Twinstar in Deutschland 90 Mio. Euro Verluste aus verteuerten Hedge-Instrumenten gemacht“, sagte Gerber. Kunden hätten kein Geld verloren. Im April nahm Axa zwei Twinstar-Produkte vom Markt. Sie sollen jetzt in neuer Form wiederkommen.
„Für uns als einen der größten Spieler im Markt macht es keinen Sinn, sich nur auf Twinstar zu konzentrieren.“ Das wirke sich negativ auf das Wachstum aus. Tatsächlich liegt die deutsche Axa 2009 in der Lebensversicherung „leicht unter dem Markt“. Stattdessen will Gerber diversifizieren – zwischen klassischen Verträgen und Variable Annuities, fondsgebundenen und anderen Policen, Einmalbeitrag und laufender Prämie. „Dabei nutzen wir, dass wir mit Axa Leben und DBV Leben zwei Rechtsträger haben“, sagte Gerber. Künftig werde bei konventionellen Verträgen von Axa Leben die Ablaufleistung im Vordergrund stehen, bei DBV Leben die Garantie. „Bei DBV bieten wir dann eine Garantie, die über das Normale hinausgeht.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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