Die Versicherer müssen mit verschiedenen Szenarien in das neue Jahr gehen
Von Herbert Fromme
Die Szenarien der Versicherungswirtschaft sind naturgemäß eher düster – schließlich muss sie mit Tod, Katastrophen und Großschäden professionell umgehen und Geld verdienen. 2009 war in mancher Hinsicht besser als erwartet, das Gegenteil könnte 2010 eintreten.
Größte Überraschung 2009 Die Assekuranz kann ihren Umsatz nicht nur halten, sondern trotz Krise steigern – indem sie den Banken mit hoch verzinsten Anlageprodukten direkt Kunden abnimmt.
Die altehrwürdige Münchener Rück ändert nicht nur ihre Marke auch in Deutschland zu Munich Re. Im November bricht sie ein Tabu. Trotz jahrelanger gegenteiliger Versprechen schafft sie die Marken Victoria und Hamburg-Mannheimer bei ihrer Tochter Ergo ab. Künftig sollen vor allem Ergo-Policen verkauft werden.
Das Allianz-Management überlebt das größte Fiasko in der Unternehmensgeschichte, den Kauf und Verkauf der Dresdner Bank, personell unbeschadet – noch immer sitzen die Hauptakteure der teuren Fehlakquisition in Aufsichtsrat und Vorstand.
Größte Überraschung 2010 Auch hier geht es um Munich Re. Der Weltmarktführer könnte die Nase von der Tochter Ergo endgültig voll haben und einen Verkauf ins Auge fassen – wenn die Märkte wieder anziehen. Analysten glauben an die Möglichkeit eines solchen Coups, das Münchner Management unter Nikolaus von Bomhard dementiert heftig. Aber dort wurde ja auch bis vor Kurzem geleugnet, dass die Marken bei Ergo jemals eingedampft werden.
Was wird wichtig 2010 Die Assekuranz muss sich auf sehr verschiedene Szenarien der Wirtschaftsentwicklung einrichten. Niedrigzinsen wären langfristig tödlich, weil die Versicherer die den Lebensversicherungskunden gegebenen Garantien nur schwer erfüllen können. Außerdem geht in der Deflation die Nachfrage zurück.
Kommt es zu stark steigenden Zinsen und einer Inflation, bringt das auch Probleme mit sich. Steigen die Zinsen sehr plötzlich, muss die Assekuranz auf viele Kapitalanlagen in festverzinslichen, lang laufenden Papieren hohe Abschreibungen vornehmen. Das kann Milliarden beim Ergebnis kosten.
Kunden würden Lebensversicherungen mit niedrigen Zinsen kündigen und zu Banken abwandern. Auf der Schadenseite träfe die Inflation Versicherer vor allem bei Haftpflichtdeckungen mit Langzeitwirkung. Wenn ein Unternehmen heute Rückstellungen für mögliche Schäden in zehn Jahren bildet, könnten sie wegen der gestiegenen Preise dann deutlich zu niedrig sein.
Wer wird wichtig 2010 Die Regierungen, die weltweit die Versicherungsaufsicht modernisieren – eine Folge der Krise. Nur wird die Branche dabei allzu oft mit den Banken in einen Topf geworfen, monieren die Versicherer. Vor allem der neue europäische Eigenkapitalstandard Solvency II und die Bilanzregeln IFRS könnten die Versicherer treffen und Milliarden an frischem Geld nötig machen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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