Versicherungsriese zieht alternative Kapitalanlagen gegenüber Aktien vor
Von Herbert Fromme und Angela Maier, München
Die Allianz hat ihre defensive Kapitalanlagepolitik verteidigt und mit Unsicherheiten im Marktumfeld sowie veränderten Bilanzierungsstandards begründet. Gleichzeitig kündigte Vorstand Paul Achleitner an, die Investitionen in alternative Anlagen kräftig auszubauen. Die wichtigste Rolle spielten aber auch künftig Zinspapiere.
Die Lebensversicherungen stehen derzeit vor allem aufgrund der niedrigen Kapitalmarktzinsen unter Druck. Sie haben langfristige Verzinsungsversprechen abgegeben, erzielen aber mit sicheren Anlageformen wie Anleihen nur magere Renditen. Erst am Donnerstag warnte der oberste Finanzaufseher, BaFin-Chef Jochen Sanio, das Geschäftsmodell der Lebensversicherer beruhe darauf, dass es immer Kapitalanlagen mit ausreichender Rendite gebe, um die Zinsversprechen erfüllen zu können. Daran seien angesichts des gegenwärtigen Zinsniveaus Zweifel angebracht.
Der Marktführer Allianz investiert rund 400 Mrd. Euro an Lebensversicherten-Geldern und Schadenrückstellungen. „Meine Vorgänger in diesem Job hätten die vergangenen zwei Jahre als gigantische Gelegenheit zum Aktien-Investment gesehen“, sagte Achleitner. Schließlich habe die Allianz viele Verpflichtungen über Zeithorizonte von 25 Jahren und mehr, da könne man auf eine Erholung der Papiere setzen. „So etwas kann man nur machen, wenn man nach den alten HGB-Regeln bilanziert“, sagte er. Unter heutigen Bilanzanforderungen führe das zu hohen Schwankungen bei den Ergebnissen. „Die können wir uns nicht leisten“, sagte Achleitner. Dazu komme das Umfeld, das durch hohe Ungewissheit und Spekulation gekennzeichnet sei. Die strukturellen Probleme hinter der Krise seien nicht gelöst, die Kreditblase nicht überwunden.
Achleitner sagte, es könne durchaus sein, dass Konkurrenten versuchten, durch eine aggressivere Kapitalanlagepolitik und höhere Überschussbeteiligungen Marktanteile in der Lebensversicherung zu gewinnen. Das beunruhige die Allianz nicht.
Während der Marktführer skeptisch gegenüber Aktien ist, baut er die alternativen Anlagen in den Feldern Infrastruktur, nachrangiges Fremdkapital (Mezzanine), Beteiligungen in erneuerbaren Energien sowie Private Equity aus. In diesen vier Bereichen hat der Konzern etwa 15 Mrd. Euro investiert; eine Verdopplung dieser Summe über die nächsten Jahre sei „völlig möglich“, so Achleitner.
Die Allianz hatte diesen Anlagebereich zuletzt kräftig umstrukturiert und die bisherige Allianz Alternative Assets-Holding auf die Private-Equity-Tochter Allianz Capital Partners (ACP) verschmolzen. „Für uns als langfristiger Investor ist es irrelevant, ob wir in Infrastruktur, Mezzanine, erneuerbare Energien oder Private Equity investieren“, begründete Achleitner die Zusammenlegung .
Bislang hatte ACP ähnlich einer klassischen Private-Equity-Firma große Unternehmen wie MAN Roland oder den Fährbetreiber Scandlines übernommen und gemanagt. Künftig sollen vor allem die Infrastrukturinvestments und andere Bereiche ausgebaut werden, deren Werte weniger schwankungsanfällig sind als die klassischer Private-Equity-Investments. So bietet die ACP derzeit für das deutsche Stromnetz von Vattenfall.
Für Investitionen in Infrastruktur hat die Allianz laut Achleitner inzwischen ein Team von acht Leuten um Ex-Goldman-Sachs-Banker Melchior Stahl aufgebaut, für erneuerbare Energien sind es 15. Insgesamt arbeiten für ACP jetzt 90 Mitarbeiter, darunter 50 Investmentmanager.
Quelle: Financial Times Deutschland
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