BaFin-Kontrolleur Thomas Steffen plädiert für spätere Einführung der neuenSolvency-II-Eigenkapitalregeln
Von Ilse Schlingensiepen,
Bergisch Gladbach
Deutschlands oberster Versicherungsaufseher stellt sich an die Seite jener Unternehmen, die sich vor den Folgen der geplanten Eigenkapitalregeln Solvency II fürchten. „Bei Solvency II bin ich für das Prinzip ,Qualität vor Geschwindigkeit`“, sagte Thomas Steffen gestern auf dem Versicherungstag der FTD in Bergisch Gladbach. Der Chef der Versicherungsaufsicht in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) empfahl, den Zeitplan der Solvency-Einführung zu lockern.
Das Regelwerk für das Eigenkapital und das Risikomanagement soll 2012 in Kraft treten. Eine Rahmenrichtlinie der EU liegt vor, zurzeit verhandeln Europas Versicherungsaufseher über die konkrete Umsetzung. Viele Versicherer bangen, dass der hohe Aufwand und die größeren Kapitalanforderungen ihre Existenz gefährden. Vor allem kleine Versicherer fürchten Nachteil gegenüber den Großen.
„Wenn die EU-Kommission beschließen würde, dass Solvency II erst 2013 kommt und nicht 2012, wäre ich nicht dagegen“, sagte Steffen. Er kritisierte, dass die EU keine Tests des Solvency-Modells plane, wie sie der Aufseherverband Committee of European Insurance and Occupational Pensions Supervisors (Ceiops) gern sehen würde.
„Das ist bei den Banken anders. Die Bankaufseher sagen bei ihren Vorschlägen zu Basel II klar, dass die getestet werden müssen.“ Die Eigenkapitalregeln Basel II für Banken gelten als Vorbild für das Solvency-II-Regelwerk. Dessen Auswirkungen müssten kontrollierbar sein, sagte Steffen. „Es darf nicht zu einer Überforderung der Branche kommen und auch nicht zu einer Konsolidierungswelle.“
Die Furcht der kleinen Marktteilnehmer brachte Wolfram Wrabetz zum Ausdruck. Der Helvetia-Deutschland-Chef und Beauftragte der hessischen Landesregierung für den Versicherungsbereich sagte, Solvency II dürfe nicht so angelegt sein, dass es zu einer Marktbereinigung komme – „das ist nicht Aufgabe eines Aufsichtssystems“.
Entspannter sieht das ein Vertreter der Branchengrößen. Torsten Oletzky, Chef der zur Munich Re gehörenden Versicherungsgruppe Ergo, sagte: „Für das Konzept macht es keinen Unterschied, ob ich ein großes oder ein kleines Unternehmen bin.“ Entscheidend sei, welche Risiken der Versicherer bei der Kapitalanlage eingeht. „Der Anspruch an eine ausreichende Kapitalisierung muss aus Sicht der Kunden der gleiche sein“, sagte Oletzky.
Quelle: Financial Times Deutschland
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