Umsatz des weltweit zweitgrößten Rückversicherers schrumpft · Altlasten ab2011 kein Thema mehr
Von Herbert Fromme, Zürich
Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re hat es nach dem katastrophalen Jahr 2008 wieder in die Gewinnzone geschafft. Doch ist er noch weit von den Zahlen der Konkurrenz und den eigenen Ergebnissen vor der Krise entfernt. Konzernchef Stefan Lippe setzt bei seiner Aufholjagd darauf, dass spätestens 2011 seine Kunden – Erstversicherer wie Axa oder Bâloise – mehr Bedarf nach Rückversicherung haben und er ihnen deswegen höhere Prämien abverlangen kann.
Der Schweizer Konzern verdiente im Jahr 2009 506 Mio. Schweizer Franken, nach einem Verlust von 864 Mio. Franken im Vorjahr. Damit bleibt Swiss Re deutlich unter den 4,16 Mrd. Franken Gewinn des Jahres 2007 und schneidet schlechter ab als der Weltmarktführer Münchener Rück, der 2009 2,6 Mrd. Euro erwirtschaftete.
Swiss Re gehört zu den wenigen Versicherern, die die Finanzkrise direkt schwer getroffen hat. Das Unternehmen hatte ähnlich wie der US-Rivale AIG – wenn auch in viel kleinerem Maßstab – Kreditderivate abgesichert und sich dabei verhoben. Schließlich musste der Konzern allein 2008 6 Mrd. Franken abschreiben. Anfang 2009 verließ der damalige Konzernchef und frühere Investmentbanker Jacques Aigrain den Konzern, Vorstand Lippe trat an seine Stelle. US-Investor Warren Buffett sprang mit einer zu zwölf Prozent verzinsten Anleihe in Höhe von 3 Mrd. Franken ein, um dem Unternehmen eine weitere Herabstufung durch die Ratingagenturen zu ersparen. Auch 2009 fielen noch Abschreibungen aus Altlasten an, dazu kamen Kosten für die Absicherung von Kapitalanlagen.
„Aber wir werden mit den Altlasten Ende 2010 durch sein“, sagte Finanzchef George Quinn. Er betonte die Entwicklung der Kapitalstärke im vergangenen Jahr: „Wir lagen Ende 2009 um 9 Mrd. Franken über dem, was Standard & Poor’s für ein Rating von ,AA` verlangt.“ Quinn hofft, im Laufe dieses Jahres diese Einstufung von S & P wieder zu erhalten. Zurzeit liegt dieses Rating bei „A+“. Auch bei der Kostenentwicklung sei man im Plan. Swiss Re kürzte die Zahl der Stellen binnen eines Jahres um 1000 auf 10 560.
Das Kapitel Buffett möchte Swiss Re gern wieder abschließen. Der US-Investor kann die Anleihe über 3 Mrd. Franken 2012 in Aktien umwandeln und hätte dann zusammen mit den drei Prozent, die er bereits besitzt, rund 25 Prozent an Swiss Re – sofern das Züricher Unternehmen die Papiere nicht vorher zurückkauft. Buffett kontrolliert zu 100 Prozent die Rückversicherer Gen Re und Berkshire Hathaway Re und hat gerade 5,1 Prozent an der Münchener Rück erworben.
Quinn sagte, er sei zuversichtlich, im Zeitfenster von März 2011 bis März 2012 Buffett die 3 Mrd. Franken zurückzahlen zu können, dabei ist ein Zuschlag von 600 Mio. Franken fällig. Auf die Frage, ob dafür auch eine Kapitalerhöhung anvisiert werden könnte, sagte Vorstandschef Lippe: „Das kann man nie ausschließen, aber nur, wenn sozusagen die Welt untergeht.“ Nur bei sehr ungewöhnlichen Schäden, die viele Milliarden kosten, sei dieses Szenario vorstellbar. Die Anhebung der Dividende auf 1 Franken von 0,10 Franken im Vorjahr sei „ein Schritt in Richtung normaler Dividende“, sagte Lippe. Die Aktie stieg um 2,8 Prozent auf 48,05 Franken.
Vorstandschef Lippe rechtfertigte den Umsatzrückgang damit, dass der Konzern verlustbringendes Geschäft aufgegeben habe. Der Umsatz ging 2009 um vier Prozent auf 24,7 Mrd. Franken zurück. Er nannte gegenüber der FTD das Beispiel der Kreditrückversicherung. „Wir hören, dass die Preise um 10 Prozent oder 20 Prozent steigen. Ich sage unseren Kunden, das ist nicht genug, 50 Prozent bis 100 Prozent sind nötig.“ Deshalb zeichne Swiss Re zurzeit keine Kreditrückversicherung. Er rechtfertigt seine Prämienerwartungen damit, dass die Wirtschaftskrise in Bezug auf Arbeitslosigkeit und Insolvenzen noch nicht vorbei sei. „Die Spitze werden wir da eher 2011 und 2012 sehen“, so Lippe.
Die schwache Preisentwicklung in der Rückversicherung werde bald ein Ende haben. „Die Erstversicherer kommen unter Druck“, sagte Lippe. Viele würden bald tiefrote Zahlen schreiben, dann sorgten Aufseher und Aktionäre für eine Trendwende. Davon würden auch die Rückversicherer profitieren.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo