Bei der Reform der Vorsorgesysteme gibt es für Berater viel zu verdienen. Absofort auch für eine illustre Truppe rund um Carsten Maschmeyer und Bert Rürup
Herbert Fromme
Altkanzler Gerhard Schröder, 65, ist da („Ich bin mit den beiden Gründern persönlich befreundet“). Hans-Dietrich Genscher, nach eigenen Worten mit 82 „Uralt-Außenminister“, hält die Festrede im Büro in der Bockenheimer Landstraße. Ex-Arbeitsminister Walter Riester (66) outet sich als Mitarbeiter der frisch gegründeten Maschmeyer Rürup AG, die gestern offiziell die Eröffnung ihres Frankfurter Standorts feiert.
Auch Banker sind reichlich vor Ort, aktive und solche im Ruhestand – immerhin steht Ex-Commerzbankchef Klaus-Peter Müller (65) nicht nur dem Aufsichtsrat der Bank vor, sondern auch dem der neuen Gesellschaft. Die beiden anderen Mitglieder sind Stefan Homburg, 48 Jahre alt und Professor für öffentliche Finanzen sowie Steuerberater in Hannover, und Hansjörg Cramer, 65, bis vor zwei Jahren Vorstand und Vertriebschef der Allianz Deutschland.
Carsten Maschmeyer (50) und Bert Rürup (66) haben sich mit Bedacht die Unterstützung vieler Jahrzehnte Berufserfahrung für ihr Unternehmen gesichert. Sie suchen hochkarätige Verbindungen und Kontakte in die Spitzen von Unternehmen und Politik.
Die Maschmeyer Rürup AG mit Hauptsitz in Hannover und Büros in Frankfurt und Berlin will Banken, Versicherer und Regierungen in Fragen der Altersvorsorge und Krankenversicherung beraten. „Vier Aufträge haben wir schon, einer kommt aus Berlin“, sagt Rürup. Zu Einzelheiten will er nichts sagen, so viel aber doch: „Die Festlegungen im Koalitionsvertrag sorgen für Beratungsbedarf.“ Und weiter: „Rente, das kann ich.“
Rürup und Maschmeyer kennen sich seit 2005. Auf Veranstaltungen diskutieren sie über Rente und private Altersvorsorge – fast immer mit konträren Positionen. SPD-Mitglied Rürup ist Vorsitzender des Sachverständigenrats der Bundesregierung, der sogenannten Wirtschaftsweisen, der parteilose Maschmeyer Chef des aggressiven Finanzvertriebs AWD. Trotz der Duelle auf Konferenzbühnen lernen sie sich schätzen. Nach der Zeit beim Sachverständigenrat geht Rürup im April 2009 als Chefvolkswirt zu AWD und löst politische Irritationen aus. Die meisten Mitarbeiter aus seiner früheren Tätigkeit bringt Rürup mit, Dienstsitz bleibt praktischerweise Frankfurt.
Doch inzwischen verkauft Maschmeyer den AWD an den Schweizer Lebensversicherer Swiss Life und scheidet nach Differenzen mit dem neuen Großaktionär auch als Vorstandschef aus. Swiss Life wird der Professor in seinem Frankfurter Büro bald zu teuer, Ende 2009 trennt man sich schon wieder.
Den tatendurstigen Rürup ficht das nicht an. Mit dem mehrere hundert Millionen schweren Maschmeyer als Hauptgeldgeber gründet er die neue Firma, Stammkapital 1 Mio. Euro. Und bringt zum zweiten Mal seine vertrauten Mitarbeiter mit.
Quelle: Financial Times Deutschland
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