Umsatz und Gewinn des Finanzvertriebs sinken · Besserung erst ab 2012 · Ärger mit Heidelberger Leben
Von Herbert Fromme, Frankfurt
Der Finanzvertrieb MLP schwächelt weiter beim Absatz – obwohl die Assekuranz insgesamt 2009 beim Neugeschäft gerade in der Lebensversicherung deutlich zulegen konnte. Umsatz und Gewinn des Wieslocher Unternehmens gingen im vergangenen Jahr zurück. Und auch für 2010 ist Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg skeptisch: „2010 bleibt schwierig“, sagte er gestern in Frankfurt.
MLP verkauft mit freien Handelsvertretern in erster Linie Lebens- und Krankenversicherungen für zahlreiche Gesellschaften, darunter auch seine Aktionäre Allianz, Talanx, Barmenia und Swiss Life. Die Sonderkonjunktur der Branche im vergangenen Jahr – die Beiträge stiegen um 4,8 Prozent – ging an MLP aber vorbei: Nach 552 Mio. Euro im Krisenjahr 2008 setzte MLP 2009 nur noch 504 Mio. Euro aus Provisionen um. Der operative Gewinn ging von 56 Mio. Euro auf 42 Mio. Euro zurück. Weil jedoch Finanzaufwendungen und Steuern gesunken sind, kam MLP beim Gewinn nach Steuern nur mit einer kleinen Schramme davon: Er betrug 24,2 Mio. Euro, nach 24,6 Mio. Euro im Jahr 2008. Die Aktie legte um vier Prozent auf 7,14Euro zu.
„Wir sind nicht zufrieden mit der Gesamtsituation“, sagte Schroeder-Wildberg. Er machte vor allem die Marktentwicklung für die Lage verantwortlich. Während die deutsche Versicherungswirtschaft 2009 einen deutlichen Zuwachs im Neugeschäft erzielte, konnte MLP nur Policen mit 5,1 Mrd. Euro Beitragssumme absetzen, nach 6,6 Mrd. Euro im Vorjahr. Schroeder-Wildberg begründete den Rückgang um 22 Prozent mit der starken Position im Riester-Geschäft, die sich 2008 in einer besonders hohen Zahl niederschlug. Außerdem sei das Unternehmen bei Verträgen gegen Einmalbeitrag weniger gut.
Ein Grund dafür sei die junge Kundenstruktur. MLP habe wenige Kunden in dem Alter, in dem sie Lebensversicherungen ausgezahlt bekommen und gegen Einmalbeitrag wieder anlegen. Aber auch beim Neugeschäft von Lebenspolicen gegen laufenden Beitrag sank der Marktanteil von 4,2 auf 3,9 Prozent.
Noch im November hatte das Management hohe Erwartungen an das vierte Quartal geweckt. Jetzt aber konnte das Unternehmen nicht einmal mehr das Vergleichsquartal 2008 schlagen. Damals hatte die Lehman-Pleite das Neugeschäft in vielen Bereichen ganz zum Erliegen gebracht.
Probleme hat MLP auch mit seinen Vertretern. Die Zahl der Vertriebsleute fiel von 2413 Ende 2008 auf 2383 Ende 2009. 42 kamen vom übernommenen Vertrieb ZSH. Die Fluktuation liege aber mit 16 Prozent pro Jahr im normalen Rahmen, hieß es.
In der Krankenversicherung verdiente MLP wie 2008 Provisionen von 46 Mio. Euro, in der Schaden- und Unfallversicherung 26 Mio. Euro nach 23 Mio. Euro. Die Finanzierungserlöse stiegen um 1 Mio. Euro auf 13 Mio. Euro, die Zinsgeschäfte brachen von 41 Mio. Euro auf 31 Mio. Euro ein.
Da Besserung vorerst nicht in Sicht ist, dreht Schroeder-Wildberg weiter an der Ausgabenschraube. Die Kostensenkungen betrugen 2008 und 2009 zusammen bereits 29 Mio. Euro, 2010 sollen weitere 10 Mio. Euro gespart werden. Doch erst 2012 rechnet das Unternehmen wieder mit seiner Zielrendite vor Zinsen und Steuern von 15 Prozent. 2009 waren es nur 7,9 Prozent, verglichen mit 9,4 Prozent 2008.
Zu den schwachen Zahlen kommt für MLP Ärger mit einem seiner wichtigsten Produktgeber hinzu: Die heutige Heidelberger Leben, die bis 2005 MLP Leben hieß, ist nach FTD-Informationen von allen Empfehlungslisten geflogen, die der Finanzvertrieb an seine Vertreter ausreicht. Zuletzt war die Heidelberger Leben bereits nur noch in drei der zwölf Angebotskategorien unter den drei Topanbietern, die MLP ausdrücklich empfiehlt. In Firmenkreisen hieß es, die Servicequalität der Heidelberger Leben habe sich verschlechtert.
Die Heidelberger Leben gehört heute zu Clerical Medical und damit zur britischen Lloyds Bank. Das Unternehmen bietet vor allem fondsgebundene Verträge an. Offensichtlich hatte die Heidelberger Zentrale 2008 und 2009 große Probleme, mit den zahlreichen Anfragen und Änderungswünschen besorgter Kunden fertig zu werden. Eine neue IT sorgte für zusätzliche Probleme. Für MLP könnte das langfristig negative Folgen haben. So soll die Heidelberger Leben prüfen, die für bestehende Verträge jährlich gewährte Bestandsprovision nicht mehr nach dem bisherigen System zu zahlen. Wenn Vertreter MLP verlassen, sollen sie künftig Ansprüche auf die Bestandsprovision anmelden können. Das könnte MLP Millionen kosten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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