Branchenprimus sieht sich nach Zukäufen um · Erstes Ergebnis ohne DresdnerBank wieder im Plus
Von Herbert Fromme, München
Der Versicherungsriese Allianz rüstet sich für eine baldige Konsolidierung des fragmentierten europäischen Versicherungsmarkts. „Die Konsolidierung wird kommen“, sagte Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanz 2009 in München. Zurzeit stehe in Deutschland zwar kein Versicherer durch zu knappes Eigenkapital am Abgrund. „Aber wenn man ein anderes Kapitalmodell anwendet, kann das schon sehr eng werden“, sagte er und verwies auf die neuen EU-Eigenkapitalregeln Solvency II. Sie sollen 2012 in Kraft treten.
Im Jahr zwei nach dem Verkauf der Dresdner Bank, die ihn fast in den Abgrund gerissen hätte und viel Managementkapazität band, sieht sich Europas größter Versicherer damit wieder nach Zukäufen um. Den Namen Dresdner Bank nimmt Diekmann nicht in den Mund, er spricht von der „Bank, über die wir früher immer geredet haben“. Mit dem Käufer Commerzbank hat die Allianz ein Vertriebsabkommen, das ab September gilt, an der Bank hält sie zehn Prozent. Sollte die Commerzbank frisches Geld brauchen, werde sich die Allianz daran nicht beteiligen, beschied er kühl.
„Wir haben allein in Deutschland mehrere Hundert Versicherer, teilweise mit Umsätzen, die einer Geschäftsstelle der Allianz in Regensburg entsprechen“, sagte Diekmann. Er bezweifele, dass dies sinnvoll sei. Die Allianz wolle zwar prinzipiell organisch wachsen. Doch will der Konzern „Chancen prüfen“, die sich aus der Marktbereinigung ergeben. Es werde aber keine größeren Transaktionen geben, bevor die offenen Fragen aus Solvency II geklärt seien. Nach den bisherigen Vorschlägen schwebe den europäischen Versicherungsaufsehern „ein übertrieben hoher Kapitalbedarf für Versicherer“ vor, monierte er.
Beim Blick auf Übernahmen ändert das Unternehmen sein Beuteschema. In den vergangenen Jahren hatte Diekmann stets betont, der Konzern sei vor allem an Lebensversicherern interessiert, weil die Altersvorsorge der zentrale Zukunftsmarkt sei. Jetzt will das Unternehmen auch nach Schaden- und Unfallversicherern Ausschau halten, die Gebäude, Autos, Hausrat sowie Haftpflicht- und Unfallrisiken abdecken. „Da hat sich bei uns etwas verändert“, sagte Diekmann.
Dafür hat die Allianz gute Gründe. In Kernmärkten verliert sie Anteile. In Deutschland ging die Zahl der versicherten Fahrzeuge von 8,7 Millionen Ende 2008 auf 8,4 Millionen Ende 2009 deutlich zurück.
Gleichzeitig blieb die Schaden- und Unfallsparte für den Konzern weltweit auch 2009 der wichtigste Gewinnbringer. Sie trug aber nur noch 4,1 Mrd. Euro zum operativen Ergebnis von 7,2 Mrd. Euro bei. 2008 waren es noch 5,6 Mrd. Euro von 7,3 Mrd. Euro gewesen. Der Rückgang beruht auf einer höheren Schadenbelastung durch Hagelstürme und andere Naturereignisse in der ersten Jahreshälfte sowie Investitionen in den Vertrieb. Der Aufwand für Schäden sowie Vertriebs- und Verwaltungskosten verschlechterte sich um zwei Prozentpunkte von 95,4 Prozent auf 97,4 Prozent.
In der Lebens- und Krankenversicherung stieg das operative Ergebnis dagegen um 128 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro, weil die 2008 erlittenen hohen Abschreibungen auf Kapitalanlagen sich nicht wiederholten. Das Asset-Management trug 1,4 Mrd. Euro bei, ein Plus von 51 Prozent. Diekmann gestand ein, dass es beim 2006 begonnenen Deutschlandumbau noch vielfältig klemmt. Es werde noch 12 bis 18 Monate dauern, bis alles rund läuft.
Die Allianz verdiente 2009 nach Steuern 4,3 Mrd. Euro, verglichen mit einem Verlust von 2,4 Mrd. Euro im Jahr 2008, als sie die Dresdner Bank verkaufte. Der Konzern will die Dividende von 3,50 Euro auf 4,10 Euro erhöhen. Die Aktie stieg gegen den Trend leicht um 0,1 Prozent auf 82,18Euro. Wenn man nur das fortgeführte Geschäft vergleicht, steigerte der Konzern den Gewinn von 4,2 Mrd. Euro 2008 auf 4,7 Mrd. Euro 2009. Er ist jedoch weit von den rund 8 Mrd.Euro des Jahres 2007 entfernt.
Im Jahr 2010 will der Konzern an das operative Ergebnis des Jahres 2009 anknüpfen. „Es kann aber keine Punktprognose geben“, sagte Diekmann. Zwar gebe es Konjunkturerholungen in wichtigen Ländern, aber keinen selbsttragenden Aufschwung. „Latente Störfaktoren an den Finanzmärkten sind dabei auch nicht zu unterschätzen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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