Anleger in Ideenkapital-Filmfonds müssen rund 150 Mio. Euro Steuernnachzahlen · Dubiose Vertriebswege
Von Herbert Fromme, München
Anlegern in Medienfonds des Düsseldorfer Emissionshauses Ideenkapital drohen nach FTD-Informationen Nachforderungen der Finanzämter von rund 150 Mio. Euro. Das Unternehmen erwartet bis Ende März 2010 einen endgültigen Bescheid über den steuerlichen Charakter der Fonds Mediastream 1, 2 und 3, bestätigte Vorstand Marco Ambrosius. Fällt er so aus wie vorläufige Bescheide, werden die Steuern fällig. „Wir erwarten keine Überraschungen mehr“, sagte Ambrosius. Ideenkapital gehört zum Versicherungskonzern Ergo, der seinerseits von dem Rückversicherer Munich Re kontrolliert wird.
Rund 9400 Investoren hatten 2001 und 2002 327 Mio. Euro in die drei Fonds investiert, weitere 184 Mio. Euro kamen als Fremdkapital hinzu. Die einkalkulierten Anfangsverluste aus ihrer Unternehmerrolle in den Filmfonds konnten die Investoren gegen Einkünfte aus Berufstätigkeit oder anderen Kapitalanlagen verrechnen und dadurch ihre Steuerlast senken. Die Ideenkapital-Investoren werden wie die Anleger in anderen Medienfonds Opfer der radikal veränderten Auffassung der Finanzbehörden über die steuerliche Behandlung der Fonds.
Branchenkreise erwarten, dass viele Anleger ihrerseits versuchen werden, das Geld von Vermittlern zurückzufordern. Wichtige Vertriebswege waren die Apotheker- und Ärztebank, der zur Zurich-Gruppe gehörende Vertrieb Bonnfinanz und einige Sparkassen. „Wir empfehlen Anlegern, genau zu prüfen, ob zivilrechtliche Ansprüche gegen Vertriebsunternehmen oder, falls die Fonds direkt verkauft wurden, gegen Ideenkapital erhoben werden“, sagte Rechtsanwalt Klaus Dittke aus Düsseldorf, der mehrere Anleger vertritt. Laut Dittke hat Ideenkapital für seine Fonds auf lokalen Prominententreffen wie dem „In-Treff“ oder dem „Ständehaus-Treff“ geworben, die das Unternehmen damals sponserte und von einem Mitarbeiter der PR-Abteilung organisieren ließ. „Wir prüfen, ob daraus Ansprüche gegen Ideenkapital entstehen“, sagte Anwalt Dittke.
Ein Grund für die Schwierigkeiten mit den Finanzämtern ist die Konstruktion der Ideenkapital-Fonds: Das Risiko war für Anleger von Beginn an beschränkt. Denn die Zahlungsverpflichtungen der Fonds gegenüber den Anlegern waren zu rund 70 Prozent durch eine Schuldübernahme der Stadtsparkasse Köln gedeckt. Die Finanzbehörden argumentieren, die Schuldübernahme der Bank hätte mit den Anfangsverlusten verrechnet werden müssen. Dadurch würde aber auch die Verlustzuweisung an die Anleger sinken – und ihre Steuerlast für die betroffenen Jahre steigen. Verlieren die Anleger diese Schlacht, müssen sie nach Berechnungen von Ideenkapital 91 Mio. Euro an Steuern nachzahlen, verzinst mit sechs Prozent seit Zeichnung. Insgesamt kassieren die Finanzämter dann rund 150 Mio. Euro.
Ideenkapital rät den Fondsanlegern, für eine Klage der Fonds gegen die Finanzbehörden zu votieren und bei den individuellen Steuerbescheiden die Aussetzung der Vollstreckung zu beantragen.
Sollte sie gewährt werden, beendet diese Aussetzung jedoch nicht die Pflicht zur Verzinsung, falls die Fonds den Prozess verlieren. Zahlt der Anleger zunächst und gewinnt der Fonds den Prozess, muss das Finanzamt seinerseits die Steuer verzinst erstatten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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