Töchter schließen Verträge mit erstem Spezialanbieter
Von Anne-Christin Gröger
und Herbert Fromme, Köln
Der Rückversicherer Munich Re steigt über seine Töchter Victoria, Hamburg-Mannheimer Sports und Europäische Reiseversicherung verstärkt in das boomende Geschäft mit Entführungs- und Erpressungspolicen ein. Vertrieben werden die Verträge von Deutschlands erstem Spezialanbieter für diese Kidnap & Ransom-Policen (K&R), dem neu gegründeten Hansekuranz Kontor in Münster.
Das Unternehmen agiert als Assekuradeur – es bewertet Risiken, kalkuliert Preise und wickelt Schäden ab, trägt aber nicht selbst die Risiken. Die Versicherungsdeckung stellen die Töchter der Munich Re und später weitere Versicherer, mit denen Unternehmensgründer Peter Bensmann zurzeit verhandelt.
„Wir sprechen mit acht weiteren Gesellschaften“, sagte Bensmann, wollte aber keine Namen nennen. Das Interesse sei angesichts des boomenden Marktes groß. „Unsere Zielgruppe als Risikoträger sind eher kleinere Versicherer, die mit K&R wenig Erfahrungen haben.“
K&R-Deckungen werden auf dem deutschen Markt von Spezialanbietern wie Hiscox und Chubb sowie einigen Industrieversicherern angeboten. Bislang gab es aber kein Unternehmen, das sich allein auf diese Sparte konzentriert.
Als Kunden für die Spezialversicherung hat Bensmann mittelständische Unternehmen im Blick, von denen viele auch im Ausland tätig sind und entsprechend hohe Entführungsrisiken für Manager oder Techniker haben. Bensmann war bei dem Spezialanbieter Hiscox sowie bei Gerling und der Allianz tätig.
Bei Entführungen zahlen die Versicherer das Lösegeld und die Kosten für einen Krisenmanager. Hansekuranz arbeitet mit dem Krisenmanager Toribos zusammen.
Laut Bensmann kann Risikovorsorge die Prämien reduzieren. Beispiel Piraterie: Rund 30 000 Euro kostet inzwischen eine solche Deckung für Schiff und Besatzung, wenn ein Reeder eine einfache Fahrt durch Piratengebiet plant.
„Wenn der Reeder vernünftige Präventionsmaßnahmen ergreift, ist Versicherungsschutz für den Golf von Aden auch schon für 10 000 Euro zu haben“, so Bensmann. Der Reeder müsse dazu nicht einmal eine Akustikkanone nutzen, mit der große Schiffe durch Hochfrequenztöne Angreifer vertreiben. Die strikte Anweisung an Kapitäne, Ausweichmanöver bei voller Fahrt zu fahren, reiche oft schon.
Quelle: Financial Times Deutschland
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