Rettungsfonds soll nur von Banken gespeist werden · Wachstum stärker alserwartet
Von Herbert Fromme, Berlin
Die deutsche Versicherungswirtschaft lehnt die Einbeziehung in die geplante Bankenabgabe strikt ab. „Versicherer sind keine Banken, wir haben ein völlig anderes Geschäftsmodell“, sagte Rolf-Peter Hoenen, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), am Donnerstag in Berlin. Die Versicherer hätten die Krise nicht zu verantworten. „Wir wehren uns dagegen, dass aus Opfern Täter gemacht werden.“
Die Regierungsparteien wollen Banken und Versicherer zu Zahlungen in den Soffin heranziehen, der als permanente Krisenfeuerwehr für beide dienen soll. Allerdings betraf die Krise auch Assekuranzkonzerne. Marktführer Allianz kontrollierte die defizitäre Dresdner Bank und verkaufte sie in letzter Minute an die Commerzbank, die seither massive Staatshilfe braucht. Das habe mit den operativen Versicherern der Allianz aber nichts zu tun, sagte Hoenen. „Die Dresdner Bank wurde von der Allianz Holding gehalten.“
Für 2010 erwarten die deutschen Versicherer stabile bis leicht wachsende Beitragseinnahmen – und haben damit ihre vorsichtigen Annahmen von Ende 2009 nach oben korrigiert. In der Schaden- und Unfallversicherung werde es eventuell einen leichten Beitragsrückgang geben. Doch gebe es Anzeichen für eine Trendwende in der Autoversicherung: GDV-Funktionär und Axa-Deutschlandchef Frank Keuper nannte Prämienanhebungen von 1,8 Prozent in der Wechselsaison Ende 2009. In der Krankenversicherung rechnet Hoenen für 2010 mit leichtem Wachstum, auch für die Lebensversicherung sei die Branche optimistisch.
Maximilian Zimmerer, Vorsitzender des Fachausschusses Leben im GDV und Chef der Allianz Leben, verteidigte den starken Anstieg der Einmalbeiträge um 60 Prozent auf 21 Mrd. Euro im Jahr 2009, den die Versicherer oft mit bankähnlichen Anlageprodukten erzielten. Das ginge nicht zulasten der bestehenden Kunden, sagte Zimmerer. Die Versicherer wollen dies Geschäft noch steigern. Angesichts der kurzfristigen Anlagen von 80 Mrd. Euro bei Banken allein im vierten Quartal sei das Volumen für die Assekuranz „noch ausbaufähig“. Bei ihnen legten Kunden in dem Quartal 8 Mrd. Euro in Einmalbeiträgen an. „In Frankreich liegen die jährlichen Einmalbeiträge bei 100 Mrd. Euro, in England bei 80 Mrd. Euro, in Italien bei 35 Mrd. Euro.“ Zimmerer sagte, wenn es so weitergehe wie in den ersten zwei Monaten des Jahres, könne man 2010 erneut zweistellig zulegen.
Die Branche rechnet indes mit zusätzlichen Schäden aus der Gebäudeversicherung durch gefrorene Wasserleitungen in Höhe von rund 500 Mio. Euro. Dazu kommen 230 Mio. Euro aus der Autoversicherung, weil es zu mehr Unfällen kam. „Der Sturm ,Xynthia` kostet die Sachversicherer ebenfalls 500 Mio. Euro“, sagte Keuper. In der Autoversicherung schlug „Xynthia“ mit rund 60 Mio. Euro zu Buche.
2009 stiegen die gesamten Beiträge um vier Prozent auf 171,3 Mrd. Euro, deutlich über den ein Prozent Wachstum des Vorjahres. Die Lebensversicherer legten um sieben Prozent auf 85,2 Mrd. Euro zu. In der privaten Krankenversicherung verzeichnete die Branche ein Plus von 3,8 Prozent auf 31,5 Mrd. Euro. Die Schaden- und Unfallversicherung stagnierte bei 54,6 Mrd. Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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