Schiffsvermieter steigt bei Emirates Shipping Line ein · AusbleibendeStaatshilfe macht Branche erfinderisch
Von Patrick Hagen, Köln
Die Großreederei Peter Döhle steigt bei Emirates Shipping Line ein. Im Rahmen eines Rettungsprogramms für die angeschlagene Reederei mit Sitz in Dubai und Hongkong werde Döhle eine Minderheitsbeteiligung übernehmen, sagte Christoph Döhle, der geschäftsführende Gesellschafter des Hamburger Familienunternehmens, der FTD. Weitere Details nannte er nicht. In der Branche heißt es, Döhle übernehme rund ein Drittel der Unternehmensanteile an Emirates.
Damit liefert Döhle ein prominentes Beispiel für ein privatwirtschaftliches Rettungsprogramm für kriselnde Reedereien. In vielen Ländern rufen angeschlagene Schifffahrtsunternehmen nach Staatshilfe. Doch die Regierungen, auch die Bundesregierung, sehen die Branche in der Pflicht, ihre Probleme selbst zu lösen. Auch Döhle hatte im Oktober 2009 einen Antrag auf Staatshilfe gestellt, um damit einen Teil des Neubauprogramms zu finanzieren, ihn aber zurückgezogen, als durchsickerte, dass er ohnehin abgelehnt würde.
Döhle ist weltweit einer der größten Vercharterer von Containerfrachtern. Das Unternehmen vermietet Schiffe an Linienreedereien, die den eigentlichen Transport der Waren organisieren. Die Charterreeder leiden unter den geringen Mietzahlungen, die sie derzeit trotz eines kleinen Aufschwungs für ihre Schiffe erhalten. Zudem gibt es Überkapazitäten, rund 500 Schiffe weltweit haben keine Beschäftigung. Das Problem wird sich noch verschärfen, weil fast alle Reeder – auch Döhle – vor der Krise eine Vielzahl von Schiffen bestellt haben, die sie nun abnehmen müssen.
Mit der Beteiligung an Emirates rettet Döhle einen Kunden und verhindert, dass sie für ihre sechs an die Linienreederei vermieteten Containerschiffe eine neue Beschäftigung suchen muss. Geld fließt allerdings keines bei dem Geschäft. In der Branche heißt es, dass Döhle im Rahmen eines Debt-to-Equity-Swaps Emirates einen Teil der vereinbarten täglichen Charterrate erlässt und dafür Unternehmensanteile erhält.
Für das Rettungsprogramm gibt es Vorbilder: 2009 rettete eine Gruppe Hamburger Reeder die chilenische Linienreederei CSAV, indem sie geringere Zahlungen für ihre Schiffe akzeptierte und im Gegenzug Aktien erhielt. Eine ähnliche Aktion bewahrte die chilenische Linie CCNI vor der Pleite. Beide Male spielte die Reederei Döhle, die auch vorher schon an den Linien beteiligt war, eine Rolle.
Emirates ist vor allem in Fernost, dem Nahen Osten und auf dem indischen Subkontinent aktiv. Laut dem Branchenanalysten Alphaliner steht das Unternehmen auf Rang 40 der größten Linienreedereien. Die Linie hat zehn Schiffe im Einsatz, die alle gechartert sind.
Quelle: Financial Times Deutschland
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