Selbstverpflichtung soll unsaubere Vertriebsmethoden stoppen · Interview mitVerbandspräsident Hoenen
Von Herbert Fromme
und Friederike Krieger, Köln
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) arbeitet an einer Selbstverpflichtung der Branche hinsichtlich ihrer Verkaufsmethoden. „Wir werden alles tun, um eine saubere Beratung zu gewährleisten, zu der wir auch gesetzlich verpflichtet sind“, sagte GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen der FTD. Der 63-Jährige war bis 2009 Chef des Versicherers HUK-Coburg.
Damit reagiert die Assekuranz auf die zunehmend härtere Konkurrenz im Vertrieb. Diese Entwicklung ruft auch Verbraucherschützer und Politiker auf den Plan, die vom Kunden zu zahlende Honorarberater fördern wollen. Ein besonderes Übel ist heute die provisionsgetriebene Umdeckung: In der Lebens- und Krankenversicherung machen Vermittler beim Kunden den alten Anbieter schlecht, bewegen ihn zur Kündigung und schließen neue Verträge ab. Dafür erhält der Vermittler eine Provision, die im Endeffekt der Kunde zahlt.
In der privaten Krankenversicherung schätzen Insider den Anteil der Umdeckung am Neugeschäft auf über 30 Prozent. Der Vertrieb DVAG brachte das Kunststück fertig, Kunden mit Riester-Verträgen bei der Generali-Tochter Aachen-Münchener – die er selbst vermittelt hatte – zur Kündigung zu bewegen und ihnen „bessere“ Riester-Verträge bei derselben Gesellschaft zu verkaufen.
Die Problematik ist inzwischen auch in der Branche ein heißes Thema. Hoenen wollte zu einzelnen Unternehmen nicht Stellung nehmen. Die Branche arbeite unter anderem an Checklisten für die Vertreter. „Der Berater muss die Interessen des Kunden sauber ermitteln und recherchieren“, sagte Hoenen.
„Wenn diese Checkliste korrekt abgefragt wird, dann dürfte am Ende in der Regel keine Umdeckung eines Riester-Vertrags stehen.“
Es sei nicht einfach, die verschiedenen Interessen in der Branche unter einen Hut zu bringen, gestand Hoenen ein. „Aber es muss einen gemeinsamen Nenner geben, und ich hoffe, dass er nicht zu klein sein wird.“ Den Zeitpunkt für die Verabschiedung des Kodex wollte Hoenen nicht nennen.
Hoenen verteidigte das Geschäft mit Einmalbeiträgen, das auch die Finanzaufsicht kritisch betrachtet. Dabei zahlen Anleger einen Fixbetrag in einen gut verzinsten Lebensversicherungsvertrag ein, den sie kurzfristig und ohne Verluste kündigen dürfen. Der größte Teil des Geschäfts sei vernünftig, so Hoenen. „Nehmen Sie die Wiederanlage einer auslaufenden Lebensversicherung oder die Versicherung von Arbeitszeitkonten, das ist alles sehr solide und macht mehr als drei Viertel des Geschäfts aus.“
Hinzu kämen Parkprodukte, über die man „je nach Ausgestaltung“ streiten könne. „Das ist der Zinssituation geschuldet. Damit muss jede Gesellschaft verantwortungsbewusst umgehen und für sich entscheiden, wie viel sie im Bestand haben kann.“ Bankgeschäfte betrieben die Versicherer aber nicht.
Quelle: Financial Times Deutschland
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