Der Chef des Versicherers Concordia sieht sich Vorwürfen der Selbstbedienungausgesetzt. Er wittert böse Konkurrenten als Urheber
Herbert Fromme
Der sonst so fröhliche Rheinländer Heiner Feldhaus hat zurzeit wenig zu lachen. Anonyme Kritiker und ehemalige Mitarbeiter werfen dem Chef des Hannoveraner Versicherers Concordia vor, allzu großzügig zu sein – sich selbst gegenüber. Dabei geht es unter anderem um eine Dienstvilla, die er bei einem Ausscheiden offenbar zu einem deutlich geringeren Preis als üblich übernehmen darf. Den Umbau hat seine Ehefrau, eine Architektin, schon vor Jahren angeblich gegen Bezahlung geplant.
Damit nicht genug: Es geht auch um angeblichen Schmu bei Reisekosten. Unter anderem soll das Ehepaar Feldhaus im Vorfeld von Incentive-Reisen für Vertreter Hotels getestet haben, auf Firmenkosten versteht sich.
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover aufgrund einer anonymen Anzeige wegen Untreue gegen den 58-Jährigen. Offen ist, ob je Anklage erhoben wird. Feldhaus‘ Verhalten sei zwar „nicht legitim, aber nicht illegal“ gewesen, heißt es bei Feldhaus wohlgesinnten Weggefährten.
Der Gescholtene wehrt sich unterdessen. Zwar will er Fragen der FTD nicht beantworten, erklärt aber, dass die über ihn verbreiteten Unterstellungen strafrechtlich wie moralisch völlig aus der Luft gegriffen seien. „Vielmehr werde ich umgehend einen objektiven Dritten, die KPMG, beauftragen, Ihre Fragen vollumfänglich zu klären und hierüber dem Aufsichtsrat meiner Gesellschaft in überschaubarer Zeit, jedenfalls innerhalb der nächsten drei Monate, Bericht zu erstatten.“ Er nennt „ehedem interne Quellen und einen interessierten Wettbewerber“ als mögliche Urheber der Gerüchte. Der wolle „eigene Interessen über den Weg einer Rufmordstrategie verfolgen“.
Wer dieser Wettbewerber ist, will Feldhaus nicht sagen. Tatsächlich wäre es für einen Konkurrenten einfacher, die mittelgroße Concordia zu übernehmen, wenn sie führungslos wäre. Ebenso klar ist, dass Feldhaus besser dasteht, wenn er die Vorwürfe als Schmutzkampagne eines Rivalen hinstellen kann.
Besonders interessiert werden die großen deutschen Versicherungsaktiengesellschaften den Streit verfolgen. Denn die Concordia ist wie viele der Branche ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Dieser hat keine Aktionäre, sondern gehört formal seinen Mitgliedern, so wie ein Sportverein. Doch haben im Gegensatz zum Sportverein die Mitglieder hier wenig zu sagen. Die Mitgliedervertretungen wählen oft ihre neuen Mitglieder selbst aus. Wahlen gibt es nur bei wenigen Vereinen.
Die Vereine haben in der Krise den AGs öffentlich vorgeworfen, vor allem Aktionärsinteressen zu verfolgen, während sie selbst die Versicherteninteressen im Auge hätten. Die AGs halten dagegen: Verglichen mit den rigiden Vorschriften über Transparenz für Kapitalgesellschaften seien die Vereine lax geführt und manche eher Selbstbedienungsläden für Manager. Die Affäre Feldhaus könnte dem Disput neue Nahrung geben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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