Rückversicherungspreise fallen trotz Naturkatastrophen · Aktionäre lobenStabilität des Konzerns · Erstes Quartal positiv
VON Herbert Fromme, München
Die Munich Re muss mit weiter fallenden Preisen im Kerngeschäft Rückversicherung fertig werden – und hat wenig Hoffnung, dass die seit Januar hohe Schadenbelastung daran etwas ändert. Der Gewinn des weltgrößten Rückversicherers wird 2010 aus heutiger Sicht niedriger als noch 2009 ausfallen, auch wenn der Konzern im ersten Quartal nach Aussage von Vorstandschef Nikolaus von Bomhard gut verdient hat.
„Es gab zwei Strömungen“, sagte von Bomhard auf der gestrigen Hauptversammlung mit Blick auf das erste Quartal. „Bei der Kapitalanlage waren wir sehr gut unterwegs. Der andere Teil waren die Naturkatastrophen.“ Das Glück, das Munich Re 2009 hatte, habe das Unternehmen 2010 verlassen. „Unterm Strich kommt etwas Schwarzes heraus, und zwar gut schwarz.“
Einzelheiten will Munich Re am 7. Mai nennen. Aktionärssprecher lobten den Vorstand, der das Unternehmen mit vergleichsweise wenig Blessuren durch die Krise brachte.
Zur Preisentwicklung sagte von Bomhard: „In der Vertragserneuerung zum 1. Januar waren nahezu in allen Märkten die Preise unter Druck.“ Ausgenommen waren nur Segmente, die von hohen Schäden belastet waren. „Dieser Trend hat sich in der Vertragserneuerung zum 1. April fortgesetzt, daran haben auch die Naturkatastrophen seit Jahresbeginn nichts geändert.“
Der Konzern hatte Ende 2008 und in der ersten Hälfte 2009 noch auf drastisch steigende Preise gesetzt. Das Kalkül: Die Finanzkrise hat die Rückversicherer viel Kapital gekostet, diese Knappheit führt zur Senkung des Angebots. Erstversicherer, die sich bei Rückversicherern gegen große Katastrophen und andere schwere Belastungen absichern, müssen mehr zahlen – und wählen besonders finanzstarke Anbieter wie Munich Re.
Doch die Rechnung ging nicht auf. Die Branche erholte sich rasch und hat heute mehr Kapital zur Verfügung als vor der Krise. Statt zu steigen, fallen die Preise. Der Kampf um Marktanteile ist so heftig, dass selbst Katastrophenschäden den Trend bislang nicht umkehren.
Der Weltmarktführer erlitt in den ersten drei Monaten des Jahres durch Naturkatastrophen eine Brutto-Schadenbelastung von 700 Mio. Euro, davon allein 500 Mio. Euro aus dem Erdbeben in Chile. Daneben schlugen der Wintersturm „Xynthia“ in Westeuropa, Unwetter in Australien und ein schweres Erdbeben in China negativ zu Buche.
Am Ziel, im laufenden Jahr mehr als 2 Mrd. Euro zu verdienen, hielt von Bomhard fest. Das wäre aus heutiger Sicht aber weniger als 2009: Seinerzeit wurden 2,5 Mrd. Euro eingefahren. 2008 hatte der Gewinn sogar 3 Mrd. Euro betragen.
Nicht nur wegen der fallenden Preise und Großschäden wird Munich Re 2010 wahrscheinlich weniger Gewinn machen, sondern auch wegen der niedrigen Zinsen. Die Kapitalanlagen von 185 Mrd.Euro sind nur zu etwas mehr als drei Prozent in Aktien angelegt, der Rest größtenteils festverzinslich.
Aktionärsvertreter kritisierten diese Politik. „Sie haben den massiven Anstieg der Aktienkurse nicht mitgenommen“, monierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz. Das könne sich der Konzern angesichts seiner Verpflichtungen gegenüber Lebensversicherungskunden kaum leisten.
Von Bomhard hielt dagegen, Munich Re stelle die Kapitalanlagen genau auf die Verpflichtungen ab. Die Aktienquote sei nicht fix. „Wir können uns fünf bis sieben Prozent vorstellen. Aber 30 Prozent können wir uns nicht vorstellen.“ Munich Re habe durch die geringe Aktienquote kein Terrain verloren: „Auch deshalb, weil wir zum richtigen Zeitpunkt in Firmenanleihen gegangen sind und dort die Kursrally mitgenommen haben.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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