Naturkatastrophen und niedrige Zinsen belasten Ergebnis · Konzern kaufteigene Aktien für 1 Mrd. Euro zurück
Von Herbert Fromme, Köln
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re muss um seinen geplanten Jahresgewinn bangen. Hohe Belastungen aus Katastrophen und niedrige Zinserträge aus den Kapitalanlagen machen Druck auf die Ergebnisse.
Eigentlich wollte das Unternehmen 2010 mehr als 2 Mrd. Euro verdienen. Doch ganz vorsichtig bereitet der Vorstand die Aktionäre darauf vor, dass dieses Ergebnis möglicherweise nicht erreicht wird. „Dieses Ziel bleibt trotz der Belastungen aus dem Erdbeben in Chile und den vielen anderen Großschäden erreichbar, wobei es nunmehr sehr ambitioniert geworden ist“, heißt es im Quartalsbericht für die ersten drei Monate.
Im Jahr 2009 hatte das Unternehmen 2,6 Mrd. Euro verdient, im Krisenjahr 2008 nur 1,6 Mrd. Euro. Doch in den beiden Jahren davor lag das Ergebnis jeweils über 3 Mrd. Euro.
Trotz der mageren Gewinnerwartungen für das laufende Jahr will Munich Re in den kommenden zwölf Monaten eigene Aktien im Wert von bis zu 1 Mrd. Euro zurückkaufen. Genügend Mittel für internes und externes Wachstum habe die Gruppe trotzdem, so Finanzchef Jörg Schneider in einer Telefonkonferenz. „Die Kapitalausstattung ist so solide, dass wir auch Zukäufe machen könnten“, sagte er. Größere Erwerbungen seien aber wegen der immer noch zu hohen Preise für Unternehmen im Moment nicht wahrscheinlich.
Im ersten Quartal 2010 verdiente Munich Re 485 Mio. Euro und damit mehr als die 437 Mio. Euro, die vor einem Jahr unter dem Strich gestanden hatten. Die Verbesserung erzielte der Konzern trotz der Last von 700 Mio. Euro aus dem Erdbeben in Chile, Hagelstürmen in Australien, dem Sturm „Xynthia“ und anderen Katastrophenschäden.
Zum Gewinn verhalf dem Rückversicherer der Verkauf von Unternehmensanleihen. Munich Re hält wenig Aktien und hatte 2008 und 2009 stärker in Corporate Bonds investiert. Davon verkaufte der Konzern einen Teil im ersten Quartal und konnte wegen des Zinsumfelds ordentliche Gewinne verbuchen. Der Gewinn aus dem Verkauf von Kapitalanlagen machte 655 Mio. Euro aus, verglichen mit 359 Mio. Euro im Vorjahr. „Das ist natürlich im restlichen Verlauf des Jahres nicht wiederholbar“, sagte Schneider. Im ersten Quartal habe der Konzern eine Rendite von 5,2 Prozent auf seine Kapitalanlagen von 192 Mrd. Euro erreicht. „Wir rechnen damit, im vollen Jahr die vier Prozent nicht ganz zu erreichen.“
Bei großen Rückversicherern und Versicherern haben Quartalszahlen eine sehr begrenzte Aussagekraft. Großschäden und Kapitalmarktturbulenzen wirken sich unmittelbar aus, der Ausgleich über die Zeit – eine der wesentlichen Funktionen der Branche – kommt nicht zur Geltung.
Doch zeigt sich in den ersten drei Monaten schon, dass der geplante Aufwand für Großschäden für das volle Jahr sehr wahrscheinlich überschritten wird und die konservative Kapitalanlagepolitik die Gestaltungsmöglichkeiten reduziert.
Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren seine Aktienbestände kräftig abgebaut. Ganz vorsichtig erhöht Munich Re die Aktienquote wieder – im ersten Quartal von 2,8 Prozent auf 3,1 Prozent.
Von den Anlagen hält Munich Re 168 Mrd. Euro in festverzinslichen Finanzinstrumenten. Hier leidet der Konzern unter niedrigen Zinsen, aber aktuell auch unter Belastungen aus den Staatspapieren der sogenannten Piigs-Staaten. Munich Re hat rund 12 Mrd. Euro dort investiert – in Griechenland 2,1 Mrd. Euro, in Italien 5 Mrd. Euro, in Irland 2,5 Mrd. Euro, in Spanien 2 Mrd. Euro und in Portugal 0,8 Mrd. Euro. Schneider sagte, Gewinne aus den Anlagen in Bundesanleihen glichen die Verluste aus den Piigs-Ländern aus. „Wir werden in keiner Weise in eine Schieflage kommen“, sagte Schneider: „Wir haben nicht den geringsten Anlass zur Sorge.“
Munich Re beteiligt sich am Stabilisierungsprogramm für Griechenland. Griechische Staatsanleihen, die in den kommenden drei Jahren fällig werden, will das Unternehmen nicht auf den Markt werfen. „Wir werden unser Exposure halten“, sagte Schneider. Wenn eine Anleihen fällig werde, werde Munich Re für dieselbe Summe neue Papiere kaufen. Konkrete Beträge nannte Schneider nicht.
Quelle: Financial Times Deutschland
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