Finanzkonzern nimmt Gewinnziele bewusst zurück
Von Ilse Schlingensiepen, Stuttgart
Mit einem umfangreichen Investitionsprogramm will der Bauspar- und Versicherungskonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) seine Marktanteile ausbauen. Von den geplanten 280 Mio. Euro für die nächsten drei Jahre fließen je 100 Mio. Euro in Vertrieb und IT. „Der Rest soll dazu dienen, die Prozesse effektiver zu machen“, sagte Vorstandschef Alexander Erdland am Dienstag. Um schlagkräftiger zu werden, nimmt Deutschlands zweitgrößte Bausparkasse und achtgrößter Versicherer einen Gewinnrückgang in Kauf. Statt wie geplant 250 Mio. Euro werde man nur 140 Mio. Euro bis 180 Mio. Euro verdienen.
Die Maßnahmen demonstrieren die neue Schärfe in der Konkurrenz im Finanzsektor: Der Markt ist in weiten Teilen gesättigt, wer Anteile gewinnen will, muss sie der Konkurrenz teuer abnehmen. W&W ist zwar börsennotiert, wird aber zu 70 Prozent von der Wüstenrot Stiftung kontrolliert. Ähnlich wie die Versicherungsvereine kann sie eine bewusste Aufgabe von Gewinnzielen aushalten. Große, börsennotierten Aktiengesellschaften wie die Allianz können das kaum, da sonst Investoren rebellieren würden.
„Wir sind kein ferngesteuertes Anhängsel einer Konzernmutter mit weltweitem oder divergierenden Interesse, wir sind wir selbst“, sagte Erdland. Mit diesem Vorteil will er als einer der Gewinner aus der durch die Krise forcierten Neuorganisation der Branche hervorgehen. Profitieren will Erdland von den vielfältigen Vertriebskanälen: W&W verkauft über die Außendienste von Wüstenrot & Württembergische. Hinzu kommen Kooperationen mit den Banken HVB, Commerzbank, Dresdner Bank und Santander sowie der Verkauf über Makler und Finanzvertriebe. Die Übernahme der Vereinsbank Victoria Bauspar 2009 und der Allianz Dresdner Bauspar im April 2010 hat W&W Allianz und Ergo als Partner für das Bausparen gebracht.
„Wir können uns auf mittlere Sicht einen überschaubaren Zukauf im Versicherungsgeschäft vorstellen“, kündigte Erdland an.
W&W erzielte 2009 den Rekordgewinn von 222 Mio. Euro nach 67 Mio. Euro im Vorjahr. Für 2010 rechnet Erdland mit 160 Mio. Euro. Von den 35 Mrd. Euro Kapitalanlagen seien rund 1,3 Mrd. Euro in den sogenannten PIIGS-Staaten investiert, davon 230 Mio. Euro in Griechenland, sagte Finanzvorstand Jan Martin Wicke.
Quelle: Financial Times Deutschland
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