Vorstand verlangt härtere Regeln zur Stabilisierung der Finanzmärkte ·Lebens- und Krankenversicherung treiben Gewinn im ersten Quartal
Von Herbert Fromme, Köln
Als einer der größten Kapitalanleger Europas drängt der Versicherer Allianz die Regierungen der EU-Staaten zu einer härteren Kontrolle der Finanzmärkte. „Wir brauchen auf der Regulierungsseite die überfälligen Maßnahmen, um zu einer Stabilisierung der Märkte zu kommen“, sagte Finanzvorstand Oliver Bäte am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des ersten Quartals. „Wir müssen aufpassen, dass die Finanzmärkte die Realwirtschaft nicht kaputt machen.“
Bäte warnte vor den Folgen der fortdauernden Spekulation gegen den Euro: „Wir sind in sehr, sehr unsichererem Fahrwasser. Es ist ganz wichtig, dass die Regierungen dafür sorgen, dass folgendes Signal versandt wird an die Märkte: Jeder, der gegen den Euro wettet, muss Geld verlieren.“ Die EU-Staaten hatten am Wochenende ein 750 Mrd. Euro schweres Rettungspaket geschnürt, um die Spekulation gegen den Euro zu stoppen.
Die Allianz – bis 2008 Besitzer der Dresdner Bank – muss sich als Großanleger und globaler Versicherer Sorgen machen wegen der aktuellen Schuldenkrise in der Euro-Zone. Sowohl lange Niedrigzinsphasen als auch Inflationsschübe bedrohen ihr Geschäftsmodell.
Insgesamt verfügt Europas größter Versicherer über Kapitalanlagen von 427 Mrd. Euro. Davon stecken 382 Mrd. Euro in Rentenpapieren. Nach Angaben des Konzerns sind 14,3 Mrd. Euro in Staatsanleihen aus den stark verschuldeten EU-Ländern Spanien, Griechenland, Irland und Portugal angelegt. Bäte bezeichnete dieses Volumen als „vertretbar“. Einige der Verwerfungen an den Finanzmärkten hätten nichts mehr mit den Verschuldungssituationen zu tun. „Sie beruhen auf der Fähigkeit der Märkte, permanent die Politik vor sich herzutreiben. Das muss aufhören.“
Die Allianz hält an ihrem Ziel, in diesem Jahr ein operatives Ergebnis von 6,7 Mrd. Euro bis 7,7 Mrd. Euro zu erzielen, fest. Im ersten Quartal verdiente der Konzern 1,59 Mrd. Euro, verglichen mit 424 Mio. Euro im Vorjahr. Der Weltumsatz stieg um 10,3 Prozent auf 30,6 Mrd. Euro. Der Zuwachs stammte vor allem aus der Lebens- und Krankenversicherung. Der Umsatz in der Sparte Schaden und Unfall (Autos, Gebäude, Unfall- und Haftpflichtrisiken) stagnierte bei 14 Mrd. Euro. Bei der deutschen Tochter schrumpfte er um 3,3 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro.
Ein wichtiger Gewinntreiber waren die niedrigeren Abschreibungen. Dazu kam ein Gewinn von 500 Mio. Euro aus dem Ausstieg bei der chinesischen Bank ICBC. Das glich Belastungen von 555 Mio. Euro durch Naturkatastrophen wie den Sturm „Xynthia“ und das Erdbeben in Chile aus. Die Großereignisse sorgten dafür, dass der Konzern 100,4 Prozent der Beiträge für Schäden, Verwaltung und Vertrieb ausgab – die schlechteste Schaden- und Kostenquote seit 2002.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo