Generali wagt als erster Einstieg in riskanten Markt
Von Nina Luttmer, Frankfurt,
und Herbert Fromme, Köln
Erstmals traut sich ein deutscher Versicherer an das Geschäft mit notleidenden Krediten. Generali bestätigte FTD-Informationen, denen zufolge das Unternehmen den Erwerb sogenannter Non-Performing Loans (NPLs) prüft. Dem Vernehmen nach will der Konzern im ersten Schritt etwa 100 Mio. Euro investieren. Generali selbst erklärte, es handele sich um einen Betrag in maximal zweistelliger Millionenhöhe. Bei der gegenwärtigen „Marktsichtung“ gehe es vor allem um Konsum- und Immobilienkredite, sagte ein Sprecher.
Zinsgarantien fordern Rendite
Bislang machten Banken und Fondsgesellschaften das riskante Geschäft mit faulen Krediten unter sich aus. Käufer notleidender Kredite spekulieren darauf, sie später wieder teurer zu verkaufen oder die ihnen zugrunde liegenden Sicherheiten mit Gewinn zu verwerten. Mit Generali betritt ein neuer Spieler diesen Markt.
Die deutschen Lebensversicherer suchen wegen hoher Zinsgarantien neue Anlagemöglichkeiten. Im Schnitt haben sie ihren Kunden Garantien von 3,4 Prozent auf das Sparkapital zugesagt. Mit Staatsanleihen und anderen festverzinslichen Papieren wie Pfandbriefen ist das aber kaum zu verdienen. Deshalb streben die Versicherer mit einem kleinen Teil der Kapitalanlagen höhere Renditen an. Viele Gesellschaften investieren dabei wieder stärker in Aktien, aber auch Private Equity, Hedge-Fonds und jetzt NPLs werden genutzt. Dabei setzt ihnen die Aufsicht allerdings enge Grenzen: In dem Vermögen, das bereits gutgeschriebene Überschussbeteiligungen abdeckt, dürfen derartige Anlagen nicht mehr als fünf Prozent des Bestands ausmachen.
In Finanzkreisen heißt es, auch andere Versicherer prüften derzeit einen Markteintritt. Die Renditeerwartung von Generali liege bei sieben bis neun Prozent. Das ist für diese Anlageklasse eher niedrig: Andere Investoren hatten in der Vergangenheit Renditeziele von bis zu 25 Prozent. Inzwischen sind viele aber auch mit 15 Prozent zufrieden.
Kreditmarkt belebt sich wieder
Branchenexperten schätzen, dass in den Büchern deutscher Banken faule Kredite im niedrigen bis mittleren dreistelligen Milliardenbereich schlummern. Dabei handelt es sich um Kredite, auf die seit mindestens drei Monaten keine Zinsen mehr gezahlt wurden. Mitte des Jahrzehnts haben viele Banken solche notleidenden Forderungen an andere Geldhäuser und Fonds verkauft. So konnten sie gebundenes Eigenkapital wieder freisetzen.
Nach einer zweijährigen Flaute belebt sich der Markt ganz langsam wieder. Zu den Glanzzeiten zwischen 2003 und 2006 wurden nach Berechnungen von Ernst & Young in Deutschland Problemkredite von 36 bis 37 Mrd. Euro gehandelt. In den Jahren danach brach der Handel ein, bis 2009 praktisch gar keine Problemkredite mehr den Besitzer wechselten.
Banken misten aus15
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Quelle: Financial Times Deutschland
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